Die WASt-Anfrage und Auskunft – Teil 1

Die WASt, kurz für Wehrmachtsauskunftstelle, Suchdienst des deutschen Roten Kreuzes und die Kriegsgräberfürsorge sind die Dienststellen, die sich auch heute noch tagtäglich mit dem Schicksal zahlreicher ehemaliger Wehrmachtsangehörigen beschäftigen. In diesem Artikel möchte ich die Arbeit der ehemaligen Wehrmachtauskunftsstelle vorstellen und dabei Aufzeigen, wie man einen Antrag stellt und worauf man achten sollte.

Wer oder was ist die WASt

Was muss man wissen und wie stellt man den Antrag

Wann erhalte ich Antwort?

Was kostet mich das?

Wie sieht die Antwort aus?

Nach der Auskunft

Was ist ein Kriegstagebuch?

Wer oder was ist die WASt?

Die Deutsche Dienststelle erteilt Auskünfte darüber, wo ein deutscher oder verbündeter Soldat während seiner Dienstzeit zum Einsatz gekommen ist. Zeiten während der Gefangenschaft zählen ebenfalls zur Dienstzeit. Zur Auswertung erfolgt der Zugriff auf mehr als 18 Millionen Karteikarten, die den militärischen Lebenslauf der Soldaten dokumentieren.

Die Aktenbestände der Wehrmachtsauskunftstelle in Berlin. Foto von der offiziellen Seite der Deutschen Dienststelle:

Die Aktenbestände der Wehrmachtsauskunftstelle in Berlin. Foto von der offiziellen Seite der Deutschen Dienststelle.

Dazu greifen die Mitarbeiter auf 75.000 laufende Meter Regallänge Archivgut zu. Hier findet sich die zentrale Personenkartei mit ca. 18 Mio. Karteikarten zu Angehörigen der ehemaligen deutschen Wehrmacht und anderer militärischer (W-SS etc.) und militärähnlicher Verbände (z.B. Volkssturm oder Reichsarbeitsdienst). Darüber hinaus besitzt die Dienststelle:

5 Mio. Wehrstammbücher

150 Mio. Verlustmeldungen der Einheiten und Sanitätsformationen, darin enthalten etwa 10 Millionen personenbezogener Einzelmeldungen

100 Mio. namentliche Veränderungsmeldungen von Heer und Luftwaffe in den Erkennungsmarkenverzeichnissen

15 Mio. Meldungen über deutsche Kriegsgefangene

1,6 Mio. Marinepersonalakten

4,5 Mio. Gräberkarteikarten.

Aufgrund dieser Unterlagen ist die WASt in der Lage, die ihr aus einer Reihe von gesetzlichen Vorschriften auf dem Gebiet des Personenstandswesen sowie aus den zahlreichen Kriegsfolgegesetzen übertragenen vielseitigen Aufgaben zu erfüllen.

Im Herbst 2005 übernahm die WASt ca. 4.000.000 Wehrstammbücher aus den Beständen des Bundesarchivs Aachen Kornelimünster, ehemals Zentrale Nachweisstelle. In den Jahren 2009/2010 wurden etwa 10.000.000 personenbezogenen Einzelunterlagen der Jahrgänge 1900 bis 1928 aus dem Bestand des Krankenbuchlagers Berlin übernommen.

Die benötigten Anträge finden Sie gleich hier:
Benutzerantrag            und             Antrag personenbezogene Recherche

Wenn Sie einen Antrag stellen zwecks Erforschung des Werdegang ihres Vorfahrens, bitte fragen Sie unbedingt nach kopierfähigen Unterlagen, da anderenfalls in der Regel nur ein tabellarischer Lebenslauf erstellt wird. Platz dafür haben Sie auf Seite 3 des Antrages im Feld “weitere Angaben”. Die Kopien können zahlreiche hochwertvolle Informationen enthalten, und wenn man ein wenig Glück hat, auch weitere Dokumente, mit denen man so gar nicht gerechnet hat, wie die drei folgenden Beispiele aufzeigen.

1. Beispiel
Angehöriger der Wehrmacht, Gefreiter
1. Anfrage wurde in den 1990er Jahren gestellt: durch die Dienststelle wurde ein 2-seitiges Antwortschreiben mit tabellarischen Lebenslauf erstellt
2. Anfrage wurde im Jahr 2015 gestellt: Als Reaktion erhielt man 54 Seiten Materialien, darunter das gesamte Wehrstammbuch, 1 Foto, diverse versch. Dokumente
2. Beispiel
Oberleutnant der Wehrmacht 
1. Wurde die erste Anfrage 2008 mit 4 Seiten tabellarischer Lebenslauf beantwortet
2. Anfrage erfolgte 2012: Als Antwort erhielt man die Erstschrift eines Soldbuchs, dazu mehr als 100 Kopien, zudem vier verschiedene Fotografien
3. Beispiel
Wachtmeister der Luftwaffen-Flak-Truppe,
1. Anfrage mit 2 Seiten tabellarischer Lebenslauf
2. Anfrage: 17 Seiten verschiedener Dokumente, darunter Teile des Gesundheitsbuches
Die oben genannten Beispiele zeigen den Lauf der Dinge. Im ersten Fall haben die Informationssuchenden lediglich die knappen Mitteilungen erhalten. Nachdem Jahre später angeregt, erneut eine Anfrage mit besonderem Bezug speziell wegen der Kopien zu stellen, sind deutlich mehr Informationen zusammengekommen.

Der Umfang der evtl. vorhandenen Materialien ist grundsätzlich unterschiedlich, es kann sein, das viel vorhanden ist, es kann aber auch sein, das eben NICHTS oder nur wenige Dokumente vorhanden sind. 
Der Kostenumfang für eine Anfrage unterliegt der Gebührenordnung des Bundesarchives, sind auf deren Seite hinterlegt und können über diesen Link abgerufen werden. In der Regel werden 15,35 Euro die halbe Stunde & 50 Cent / Kopie anfallen. Erfahrungen haben gezeigt, dass die Gebühren selten 50 Euro überschreiten. Vergessen Sie nicht am Ende der Seite 3 im Feld für das Kostenlimit ihre finanzielle Obergrenze einzutragen.

Was muss ich wissen bevor ich eine Anfrage stelle?

Sie müssen wenigstens Name und Geburtsdatum der Person kennen, zu welcher Sie Informationen suchen. Alle Angaben darüber hinaus, gestalten die Nachforschungen für Sie und den Sachbearbeiter der Deutschen Dienststelle insgesamt deutlich einfacher. Wenn Ihnen Truppenzugehörigkeiten (belegbar) bekannt sind, teilen Sie diese mit.

Okay, Name und Datum kenne ich.
Wie  wie geht es dann jetzt weiter?

Ganz einfach. Sie stellen einen Antrag für die Nachforschungen.. Hierbei gilt es allerdings zu beachten, dass seit Januar 2019 die WASt als eine eigenständige Abteilung dem Bundesarchiv zugeordnet wurde. Das bedeutet, dass Sie einen

  • Benutzerantrag ausfüllen und diesen eigenhändig unterschreiben müssen.
  • Darüber hinaus müssen Sie einen Auftrag für eine personenbezogene Recherche zu Unterlagen des Bundesarchivs über Militärangehörige stellen.
  • Vergessen Sie nicht die Kopie des Personalausweises anzufügen.

Wann erhalte ich Antwort?

Was kostet mich das?

Die Wartezeiten sind derzeit nicht überschaubar, die Kosten hingegen meist schon und belaufen sich in der Regel selten auf mehr als 25 bis 35 Euro. Natürlich kann es in Einzelfällen auch teurer werden. Mir persönlich ist nur ein Fall bekannt, der im wahrsten Sinne des Wortes richtig Teuer wurde und gerade so die 200 Euro-Grenze geknackt hat. Hier war der Gesuchte allerdings ein hoher Offizier im Dienstgrad eines Oberstleutnants, dessen Werdegang bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges zurückreichte und der erst 1949 aus russischer Gefangenschaft heimkehrte.

Seit Übergang in das Bundesarchiv wird je angefangene halbe Stunde der Auswertung mit 15.34 Euro berechnet.

Auf dem Antrag können Sie eine Obergrenze angeben, zu welcher Sie bereit sind die Kosten für die Auswertung zu übernehmen. Machen Sie unbedingt Gebrauch davon. Obwohl ich kaum einen Fall kenne, wo die Kosten deutlich über 35 Euro hinaus gingen, rate ich eine Summe von 75 bis 100 Euro einzutragen.

Da die Deutsche Dienststelle seit Jahresbeginn nicht mehr als eine Amtsstelle eingestuft ist, sondern jetzt dem Bundesarchiv eingegliedert wurde, haben sich einige Änderungen, damit aber Vereinfachungen, aber auch Erschwernisse ergeben.

Konnte man bis Jahresende den Nachforschungsantrag gleich Online stellen, ist es nun notwendig (dem deutschen Archivgesetzt konform), einen Benutzerantrag zu stellen, der mit eigenhändiger Unterschrift versehen ist. Das war auch schon der Nachteil.

Ein großer Vorteil besteht darin, dass zum Teil restriktive Einschränkungen wegfallen und darüber hinaus es angestrebt wird, die Bearbeitungszeiten signifikant einzukürzen!

Wie sieht die Antwort aus?

Hier möchte ich wieder zwei Beispiele anbringen, denn nicht in jedem Fall einer Personensuche sind die Unterlagen in gewünschten Maße vorhanden. Dann bleibt den Mitarbeitern des Bundesarchives nichts anderes übrig als anhand der Personenkartei die zugehörige Truppe zu identifizieren und mittels Erkennungsmarken-Verzeichnis und anderer amtlichen Überlieferungen zu verfolgen, wann unser Mann wo im Einsatz gewesen ist.


Beispiel 1 – Mein in Frankreich in Gefangenschaft geratener Großvater mütterlicherseits 

Ein tabellarischer Werdegang mit den zugehörigen Einheiten und Einsatzräumen wurde erstellt. Anhand dieser Daten kann man nun eine weiterführende Recherche erstellen. Die erzielbaren Ergebnisse werde ich an weiteren Beispielen in einem anderen Beitrag vorstellen.


Beispiel 2 – Das Schicksal des in Ostpreußen vermissten Soldaten Peter Stilck

In diesem Fall ist zunächst ebenfalls eine kurze Beschreibung des Werdeganges erfolgt, anschließend konnten die Mitarbeiter noch Kopien von 16 Seiten vorliegender Personalpapiere anfertigen, darunter ein Foto und ein handschriftlicher Lebenslauf des Soldaten.

Fall Peter Stilck - Auskunft in Form eines tabellarischen Lebenslauf.

Fall Peter Stilck – Auskunft in Form eines tabellarischen Lebenslauf.

Fall Peter Stilck - Wehrstammbuch, handschriftlicher Lebenslauf, Fotografie, diverse Einlagen der Division und Regimenter, Antrag auf Verleihung des Infanteriesturmabzeichen.-

Fall Peter Stilck – Wehrstammbuch, handschriftlicher Lebenslauf, Fotografie, diverse Einlagen der Division und Regimenter, Antrag auf Verleihung des Infanteriesturmabzeichen.-

Auszug aus dem Wehrstammbuch mit eingetragenen Gefechten.

Auszug aus dem Wehrstammbuch mit eingetragenen Gefechten.


Anhand dieser Daten lässt sich im Anschluss der Werdegang eines Soldaten anhand amtlicher Kriegstagebücher nachvollziehen. Eine militärhistorische Biographie kann erstellt und die Einsätze des Soldaten könnten oft bis ins kleinste Detail nachvollzogen werden.


Nach der Auskunft

Wenn Sie Unterstützung bei der Recherche zum Werdegang Ihres Angehörigen benötigen, wenden Sie sich bitte mit den Ihnen vorliegenden Informationen an mich und wir schauen, ob und wie weit ich Ihnen helfen kann. In kürze werde ich hierzu ein Formular bereitstellen, mit dem Sie sämtliche Informationen übermitteln können. Bis dahin bitte ich, mir die Anfrage via Email an info@das-kriegsende.de zuzusenden.

Wenn Sie mir die Daten und die für sie wichtigen Zeiträume vorlegen, erstelle ich einen Kostenvoranschlag zu Ihrer (besonderen) Fragestellung. Sollte Ihnen mein Angebot zusagen, werde ich tätig und erstelle entweder eine militärhistorische Biographie oder eine militärhistorische Zusammenfassung rund um wichtige Begebenheiten oder Daten. 


Eine Recherche kann auch oft ohne diese Auskunftsdaten erfolgen. Sollte Ihnen ein Wehrpass, Soldbuch, Feldpostbriefe, Fotos oder andere Dokumente vorliegen, so ist es auch in diesen Fällen oftmals möglich, punktorientierte Lösungen und Ergebnisse zu erzielen.

In den Personalpapieren wie Wehrpass bzw. Soldbuch sind die meisten benötigten Daten bereits erfasst und bedürfen nur noch einer Auswertung.

Ein Feldpostbrief beinhält in der Regel nicht nur persönliche Mitteilungen der Person, sondern lässt es zu, dass man über Datum und die Feldpostnummer die zugehörige Einheit ermitteln kann.

Auch eine Fotografie kann ein Lösungsansatz sein. Portraitaufnahmen zeigen oftmals Nummernauflagen auf den Schulterklappen. Mittels dieser Nummer lässt sich nicht selten die Truppenzugehörigkeit eingrenzen. Ganz besondere Fälle stellten Fotografien dar, auf denen neben taktischen Zeichen auch Divisions- oder Regimentszugehörigkeiten festgehalten sein können.

Ich erinnere mich im letztgenannten Zusammenhang gerne an das Vermisstenschicksal eines “1943 im Mittelabschnitt in Gefangenschaft geratenen Pionier-Leutnants”. Außer einem Foto des betreffenden war nichts vorhanden und man wusste auch nichts näheres außer dem Namen und “das er Offizier war und in Russland in Gefangenschaft geraten ist”. Das Foto ließ einen Offizier erkennen, wie er vor seinem Fahrzeug posierte, augenscheinlich ein Leutnant. Der Kübelwagen war mit Beschriftungen an der Fahrertüre versehen, die sich allerdings nicht  via Lupe oder Handy ordentlich vergrößern ließen. Aufgelegt auf einen hochwertigen Scanner lüftete das Fotos schließlich doch sein Geheimnis: Zu lesen war plötzlich: “Stab Pi.Btl 229”. Das Bataillon war der 197. Infanteriedivision unterstellt und nach einigen Tagen eingehender Recherche war ich dazu in der Lage, innerhalb eines Kriegstagebuches eine namentliche Erwähnung des Leutnants zu finden und darüber hinaus, auch die Umstände, unter denen er bereits 1942 beim Übergang über die Ugra (auf halben Wege zwischen Jelna und Wjasma) vermisst wurde.

Eine namentliche Erwähnung eines Gesuchten innerhalb eines Kriegstagebuches zu finden, stellt natürlich ein besonderes Highlight dar und kommt höchst selten vor. Meist handelt es sich dabei um Offiziere, eher noch mit höheren Dienstgraden und Dienststellungen.


Was ist ein Kriegstagebuch?

Deckblatt eines Kriegstagebuch der 3. Pz.Armee mit Inhaltsangabe

Die während des Zweiten Weltkrieges geführten Kriegstagebücher (KTB) umfassten mit ihren Anlagen das wesentliche Schriftgut der betreffenden Kommandobehörde und ihrer Stäbe, dabei halten sie die Ereignisse teilweise bis ins Detail fest. Der Führung des KTBs wurde per Bestimmung durch das OKH verfügt und folgte strickten Regeln, wonach festgehalten war, wie die Eintragungen in welchem Maße zu erfolgen hatten. KTBs umfassen in der Regel mehrere 100 bis 1000 Seiten für einen oftmals kurzen Zeitabschnitt. 

Dabei setzt sich das Kriegstagebuch aus mehreren Bänden zusammen, wobei ein Band meist ein Jahresquartal umfasst. Neben der Truppenzusammenstellung finden sich ausführliche Darstellung der Ereignisse in Bericht- oder Notizform, Tätigkeits- und Lageberichten und dazu die entsprechenden Anlagen wie Lagekarten. Darüber hinaus sind Berichte über besondere Vorkommnisse, Gefechts- oder Erfahrungsberichte, Kriegsranglisten, Verlustlisten, Rundbriefe usw. im Kriegstagebuch enthalten.

Ralf Anton Schäfer