Das Ende des Zweiten Weltkrieg liegt nun knapp 80 Jahre zurück. An die Kampfhandlungen der Kriegsendphase in Ost und West erinnern heute vielerorts nur noch die Kriegsgräber jener Zeit. Während die Narben des Krieges, ehemalige Feldstellungen um die gekämpft und in denen gestorben wurde, besonders in den letzten Jahren durch umfassende Waldrodungen zerstört sind, bleiben die Kriegsgräberstätten dauerhaft erhalten.
Als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging wurden die Gefallenen in einfachen Gräbern notdürftig beigesetzt. Ab den frühen 1950er Jahren übernahm der Volksbund die Soldatengräber, exhumierte und identifizierte unzählige Gefallene. Angehörige wurden informiert und erhielten Anlaufpunkte, an denen sie sich schließlich von den Ehemännern, Vätern oder Söhnen verabschieden konnten. Ittenbach erhielt etwa 1946 den traurigen Namen „Kinderfriedhof“, da viele der dort beigesetzten im Alter zwischen 15 und 17 Jahren waren. Im Laufe der Jahre wurden simple Holzkreuze durch Steinkreuze ersetzt und aus Gräberfeldern wurden Ehrenstätten. Personalisierte Grabplatten bzw. Kreuze erinnern an die Gefallenen, viele unter ihnen mussten als „Unbekannte Soldaten“ beigesetzt werden. Zahlreiche Inschriften sind verblichen, doch die Schicksale dahinter bleiben. Jedes dieser Kreuze versteht sich heute als Mahnmal für eine im Kanonendonner und im Stakkato der MGs zertrümmerte Welt, für verstorbene Hoffnungen.
Das von Roland Alpers gemachte Foto zum Arbeitseinsatz der Bundeswehr zeigt das Gräberfeld in Bonn-Küdinghoven. Hier haben 46 Gefallene ihre letzte Ruhestätte gefunden: 11 Gefallene aus dem Ersten Weltkrieg und 35 Gefallene aus dem Zweiten Weltkrieg. Ein Teil der Beigesetzten sind Einwohner, die während des alliierten Luftangriffs am 13. Februar 1945 ihr Leben verloren.
Das Grabkreuz markiert die Gräber des am 2. September 1943 in Wuppertal verstorbenen Gefreiten Johann Minten und Jakob Bärhausen. Johann Minten gehörte einem in Wuppertal stationierten Kriegsgefangenen-Wachbataillon an, er verstarb nach schwerer Krankheit. Der Stabsgefreite Jakob Bärhausen ist im Alter von knapp 47 Jahren gefallen. Alter, Todesdatum und Beisetzung auf dem Heimatfriedhof lassen vermuten das Bärhausen als Angehöriger des Volkssturmes gefallen ist. Jakob Bärhausen wurde am 18. Juli 1898 in Schwarzrheindorf geboren, verstorben ist er am 10. April 1945. In meinen Datenbeständen befindet sich eine Notiz mit dem Eintrag zu einem J. Bärhausen, 47 Jahre, gefallen als Führer einer Volkssturm-Einheit südlich Bensberg als Angehöriger der „Kampfgruppe Stud“ bei der Verteidigung einer Straßensperre zwischen Forsbach und Bensberg. Er wurde gemeinsam mit drei Unbekannten Soldaten bzw. Angehörigen des Volkssturmes in einem Feldgrab nördlich des Wahlbaches beigesetzt. Meines Erachtens nach handelt es sich definitiv um die gleiche Person. Jakob Bärhausen könnte als „alter Soldat“ dem Volkssturm zugeteilt worden sein und damit der „Kampfgruppe Süd“ angehört haben.
Nachdem amerikanische Truppen am 7. März bei Remagen den Rhein überschritten und einen ersten Brückenkopf auf dem östlichen Rheinufer bildeten, sollten sich in der Folgezeit heftige Kampfhandlungen um diesen Brückenkopf ereignen. Nach dem Köln und Bonn in amerikanische Hände gefallen waren, lief in Küdinghoven die Aufstellung der „Kampfgruppe Süd“ unter dem Kommando von Major Helmut Baronski auf Befehl der „Rheinsicherungsgruppe Stud“ an. Die Kampfgruppe setzte sich zusammen aus Versprengten und Angehörigen des lokalen Volkssturms. Am 20. März 1945 eroberten Kräfte der amerikanischen 78. Infanteriedivision Küdinghoven, dass durch die „Kampfgruppe Süd“ im gemeinsamen Verband mit der 62. Volksgrenadier Division verteidigt wurde. Unter der Last der amerikanischen Angriffe musste der deutsche Widerstand schließlich zusammenbrechen und aufgegeben werden. Während Major Baronski in Gefangenschaft geriet, zogen sich die Reste der „Kampfgruppe Süd“ in der Folgezeit über Siegburg – Lohmar – Bensberg bis ins Bergische Land zurück, leisteten hier und dort noch Widerstand. Am 9. April wurde auf Befehl Oberst Stud eine Panzersperre zwischen Bensberg und Forsbach eingerichtet, die am 10. April unter Verlust eines Sherman-Panzers durch die Amerikaner vernichtet wurde. Zwischen dem 10.- und 11. April wurden die Reste der „Kampfgruppe Süd“ im Raum südlich und nördlich Bensberg zerschlagen.
Quellen:
G2, Journal, 97. US-ID, April 1945
NARA, Washington, USA
G2, Journal and File, 1. US-ID, März 1945
NARA, Washington, USA
Verweis:
Drei Jahre Pflegearbeiten an Kriegsgräberstätten der Stadt Bonn | Bundesstadt Bonn
Eintrag Volksbund Kriegsgräberfürsorge: Jakob Bärhausen
Datenbestand Feldgrab Bärhausen
- Mahnung durch Kriegsgräber - 18. Juni 2024
- Rote Waffenbesitzkarte nach § 17 WaffG. - 5. April 2024
- Veranstaltungen in 2023 – Die militärhistorische Recherche und Filmvortrag zum Kriegsende - 17. Februar 2023