4. Geb.Div. während der Kesselschlacht von Uman

Am 4.8.1941 weißt der der Oberbefehlshaber der 17. Armee, General Stülpnagel, unter Punkt (2) auf die Zähigkeit der eingeschlossenen russischen Verbände hin: „Bei der Zähigkeit der Russen genügt es nach den Erfahrungen, die bei allen Armeen gemacht wurden, nicht, an einzelnen Stellen tief durchzustoßen, in der Annahme, dass der Gegner dann auch die nicht durchstoßenen Verbände zurücknimmt. Vielmehr muss der Stoß der Schwerpunktgruppen in die Tiefe begrenzt und sodann gegen die stehengebliebenen Feindteile eingedreht werden.

Zusätzlich gibt der Erfahrungsbericht der 17. Armee „Bisherige Erfahrungen aus dem Ostfeldzug“ einen Einblick in die Kampfesführung:

            „…Das Wesen der russischen Kampfweise ist rücksichtsloser Menscheneinsatz, beachtliche persönliche Leistung und unerhörte Bedürfnislosigkeit.

            Die russische Führung zeigt taktische Wendigkeit und große Rücksichtslosigkeit. Ihre Unberechenbarkeit fällt für unsere Führungsentschlüsse besonders ins Gewicht. Rote Unterführung und Ausbildung der Truppe sind mäßig.

            Die zähe Kampfführung des Gegners erfordert das im großen wie im kleinen Rahmen bei jeder Gelegenheit immer wieder „Stücke“ aus seiner Kampffront herausgebrochen und zerschlagen werden. Dieses Verfahren muss immer mehr verfeinert werden. Zu große Planungen überdehnen die Kräfte…

            Auch für die Panzerwaffe ist hier im Osten nicht der „Raid“, sondern der taktische Einbruch in die Feindfront, aus der so Stück für Stück herausgebrochen wird, Grundsatz für die Kampfführung. Bei allen Einkesselungen zeigt sich starke Verdünnung der in den Rücken des Gegners vorgegangenen Panzertruppen. Daher Infanterie dicht heranhalten, dass sie Panzerkräfte abstützt, ablöst und freimacht, sonst ist Zermürbung der Panzerkräfte die Folge.

            Die rote Kampfmasse und die aufsaugende Tiefe des Raumes erfordern straffere Führung als in den bisherigen Feldzügen. Eingreifen durch übergeordnete Stellen wir auch in der taktischen Führung oft notwendig sein…“

In den ersten Augusttagen 1941 wird die 4. Geb.Div. im Mittelabschnitt des XXXXIX. Gebirgs-Armeekorps während der Kesselschlacht von Uman eingesetzt. Das Korps untersteht der 17. Armee, die im gemeinsamen Vorgehen mit Panzergruppe 1 nach Südosten dem Gegner den Rückzug über Bug und Dnjepr versperren und diesen westl. des Flusses vernichten sollen.

Am 5. August konnte die 17. Armee mit dem Ung.Schnellkorps bei Perwomaisk Verbindung zur Panzergruppe 1 herstellen. Westl. Orschanka wurde durch die 101. le.Div. des II. AK Verbindung mit der 9. Pz.Div. (XIV. AK) hergestellt, wodurch dem Gegner die Rückzugswege restlos versperrt wurden und es zu einer Massierung seiner Kräfte kam. Die Masse der vor dem linken Armeeflügel (XXXXIX. Geb.-AK.) eingeschlossenen Feindkräfte setzte mehrfach zu verzweifelten Ausbruchsversuchen nach Süden an, die zunächst alle abgewiesen werden konnten. Während der Nacht vom 5. zum 6. August 1941 gelang stärkeren Kräften der Ausbruch, dabei wurden die Art.Einheiten der 4. Geb.Div. zum Teil im Nahkampf überrannt, die schwere Art.Abt. 851 und das Geb.Inf.Rgt. 13 erlitten besonders hohe Verluste.

Lage bei der 4. Geb.Div. am Morgen des 6.8.1941

Lage bei der 4. Geb.Div. am Morgen des 6.8.1941

Die Tagesmeldung der Armee notiert:

„Im Rahmen eines starken Nachtangriffes durchgesicherte stärkere Feindkräfte sind im Laufe des Vormittags bis Waldstücke südl. und ostw. Golowanewsk in kleineren Gruppen vorgedrungen, dabei eine stärkere mot.-Gruppe. Feind wurde durch das schnelle Zupacken des LII. AK und diesem noch zugeführter Teile des. Ung. Schnellkorps zusammen mit rückwärtigen Teilen des XXXXIX. AK. abgefangen und im Gegenangriff unter erheblichen Verlusten für ihn über Linie Dukowka – Golowanewsk zurückgeworfen.

LII. AK ist in weiterem Angriff gegen Jatran-Abschnitt Pokatilowo – Tabanowa. Ung. 2. mot.Brigade von Ssenki über Werbowo auf Polonistoje.

Endgültige Erledigung des um Kopenkowata – Podwiszokoje eingeschlossenen Gegners und Vernichtung der Feindteile im Rücken des XXXXIX. Geb.-AK. Dazu Ablösung der 16. Pz.Div. im Bug-Abschnitt angelaufen.

    • Im Verlauf des Nachmittags konnten weitere Teile des im Südteil des Kessels durchgebrochenen Feindes vernichtet werden. Der Rest ist von Süden und Westen eingeschlossen und steht vor der Erledigung.

Neue Durchbruchsversuche werden gem. Gefangenenaussagen auch in der kommenden Nacht erwartet.

    • Geb.Div. sperrt Wegekreuz ostw. Kopenkowate – Südrand Kopenkowata – Höhe 3 km nordwestl. Kopenkowata.
    • … 5200 Gefangene, hohe blutige Verluste, allein vor 4. Geb.Div. über 3000 und vor dem Gefechtsfeld einer Flakbatterie rund 600 Tote.“
Lagemeldung des Korps.

Lagemeldung des Geb.-Korps.

Lage am 6. August 1941

Lage am 6. August 1941

 

Tagesmeldung der Division vom 6. August 1941

Tagesmeldung der Division vom 6. August 1941

Die Kämpfe um den letzten Feindwiderstand zu zerschlagendes, ziehen sich ohne Unterlass bis zum 9. August 1941 hin, in die besonders die 4. Geb.Div. mit beiden Inf.-Regimentern eingebunden bleibt.

In der Zeit vom 5./6. August hat Division rund 150 Gefallene zu beklagen, davon fallen in Peregonowka, eine der überrannten Feuerstellungen der s.Art.Abt. 851 am 6.8.1941 20 Mann. In Kopenkowata, das zu einem blutigen Höhepunkte dieser Schlacht wird, fallen mehr als 60 Soldaten, der Großteil stirbt während der Kampfhandlungen am 5.8.

Sondermeldung aus dem Führerhauptquartier

Sondermeldung aus dem Führerhauptquartier

Gefechtsberichte der 4. Gebirgs-Division 1941

Quellen:

Heereslage nach KTB SKL
Tagesmeldungen der 17. Armee
Kriegstagebuch XXXXIX. Geb.-AK (Roll 1198 )
Erfahrungsbericht zum Feldzug im Osten, 17. Armee

Ralf Anton Schäfer