Frontalltag bei der 6. Geb.Div. an der Eismeerfront im Dezember 1941

Seit dem 8. November 1941 kommt es im Frontbereich der 6. Gebirgsdivision, die im Bereich der Liza-Bucht an der Eismeerfront steht, zu schweren und für beide Seiten verlustreiche, erbitterte Gefechte. Einer der Schwerpunkte ist das sogenannte “Handgranatenköpfle” – ein Höhenzug in der nur durch Stützpunkte besetzten Hauptkampflinie, der durch russische Kräfte unentwegt angegriffen wird.

Am frühen Morgen des 9. November setzte Störfeuer eines feindlichen Kriegsschiffes aus Gegend der Liza-Bucht auf Raum Henglbrücke und südostwärts Herzberg ein. Darüber hinaus nahm das feindliche Artilleriefeuer an Intensität zu, das um 8.20 Uhr seinen Höhepunkt fand, worauf der Russe erneut bei dem so genannten „Handgranatenköpfl“ in Bataillonsstärke zum Angriff gegen die Stützpunkte K3 und K4 angetreten war.

Um 8.40 Uhr meldete GJR 143, dass der Feind am Südosthang von Höhe 314 und auf dem angrenzenden Südplateau weitere Kräfte herangebracht habe und s.MG und s.Gr.Werfer einbaue. Zudem setzten feindliche Flieger den deutschen Stützpunkte arg zu und eigene Jäger wurden angefordert, die jedoch nicht vor 11 Uhr eingreifen konnten.

Zwischen 9 und 10 Uhr brach der Russe in die Stellungen bei K3 ein und stieß durch bis zum Stützpunktgefechtstand, um den sich ein erbitterter Nahkampf ereignete, welcher bis 11.05 Uhr andauerte. Das erscheinen der deutschen Stuka hatte großen Anteil an der Abwehr der russischen Angriffe, die immer wieder besonders gegen K3 vorgetragen wurden. Um 11.35 waren Ostrand K3, Höhenlinie 220 und das „Handgranatenköpfl“ unter starkem Artillerieeinsatz und dank der Unterstützung der Luftwaffe wieder feindfrei. Für die Dauer des restlichen Tages und die folgende Nacht kehrte erstmals wieder etwas Ruhe ein, die auf beiden Seiten genutzt wurde um Nachschub und Verpflegung heranzuholen und die zahlreichen Verwundeten und Gefallenen zu bergen.

Am Vormittag setzte der Russe erneut zu Angriffen gegen den „Handgranatenköpfl“ an, wurde jedoch im Nahkampf unter stärkstem Handgranaten-Einsatz zurückgeschlagen. Pioniere wurden zum Ausbau und weiterer Sicherung mit s.Minen heranbefohlen. Die Kämpfe um diese erbittert verteidigte Höhe sollten auch die nächsten Tage anhalten.

Im Laufe des Tages trafen einige Zielfernrohrgewehre ein, die insbesondere auf K3 und K4 zum Einsatz gebracht werden sollten. Zudem konnte ein Beobachtungsposten auf Höhe 314, eine Art.-Batterie und eine feindliche Kompanie durch zusammengefasstes Artilleriefeuer ausgeschaltet werden. Der Gegner wich auf Höhe 314 nach Südosten aus, schob jedoch Sicherungen bis ins Vorgelände.

Während der nächsten Tage kehrte dann erneut etwas Ruhe ein, die aber nicht auf das „Handgranatenköpfl“ übergriff, wo der Russe immer wieder zu Angriffen antrat, die zu beiderseits verlustreichen Gefechten führten. Daneben ereigneten sich nur einige kleinere Vorstöße im Bereich von GJR 141.

Die Temperaturen hielten sich bei minus 10-12 Grad, der Schneefall hatte nachgelassen, jedoch setzte ein scharfer Ostwind ein, der Mensch und Gerät gefrieren ließ.

Bis 12. November baute der Gegner die erreichten Stellungen in Linie Südrand des Plateaus Höhe 314 – Höhe ostwärts Stahlhelmsee bunkerartig aus und brachte weitere Verstärkungen heran. Das „Handgranatenköpfl“ griff er nach wie vor unentwegt mit bis zu 15 Vorstößen täglich an, wobei er sich 20 Meter unterhalb des Gipfels festsetzen konnte. Erst nach einem Artillerie-Volltreffer auf Bunker und zwei MG-Nester ließen die Angriffe nach. Der Bataillonskommandeur, Major Raithel, meldete am Nachmittag des 12.11.1941: „Bisher dort über 1.000 Handgranaten geworfen. Eigene Leute ausgezeichnet, kämpfen wie die Löwen!“

Während die Kampfhandlungen bis zum Monatsende in ihrer Intensität ein wenig abflauten und sich auf beiderseitige Artillerie- und Spähtruppaktivitäten beschränkte, sanken die Temperaturen auf teilweise bis minus 20 Grad herab, dabei vereinzelte Schneestürme.

Stützpunkte der 6. Geb.Div. am 28. Januar 1942

Stützpunkte der 6. Geb.Div. am 28. Januar 1942

Die oben gezeigte Lagekarte können Sie in voller Auflösung mit der Gesamtdarstellung des Armeekorps Norwegen unter diesem Link downloaden. – Achtung: 44 Megabyte. Bitte mit rechter Maustaste anklicken und “Speichern unter…” auswählen

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Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS
1939 – 1945
Georg Tessin
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1990

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Ralf Anton Schäfer