Die Einsätze des Kampfmittelräumdienstes werden auch heute, beinahe 70 Jahre nach Kriegsende, nicht weniger. Noch immer tauchen Kampfmittel aus dem letzten Krieg fast alltäglich auf. Sei es bei Bau- oder Gärtnerarbeiten, durch Zufall von Spaziergängern oder auch gezielt durch Sondengänger.
Die während des Zweiten Weltkrieg zurückgebliebenen Kampfmittel sind auch heute noch vorhanden und haben natürlich nichts an ihrer Brisanz verloren. Munition und andere Kampfmittel wurde erschaffen um Menschen zu töten und ist durch die Lagerung im freien, durch Korrosion und Witterungseinflüsse noch gefährlicher geworden. Darum ist es unbedingt notwendig, dass Jeder, der Hinweise zu Kampfmitteln oder Munitionsresten geben kann, diese auch an die zuständigen Behörden meldet. Horst Lenz und seine Kollegen vom Kampfmittelräumdienst möchten auch noch einmal die Gelegenheit nutzen und eindringlich davor warnen, verdächtigen Gegenstände anzufassen oder gar mitzunehmen!
Seit Jahresbeginn wurden bereits mehrere Munitionsfunde im Raum des Kreises Altenkirchen gemeldet und durch den Koblenzer Kampfmittelräumdienst geborgen und der Vernichtung zugeführt.
- Diverse Munition- und Waffenteile. Oben eine 5cm Werfergranate, vermutlich französicher Bauart, welche durch die Wehrmacht auch noch während der letzten Kriegsmonate als Beutemunition verwendet wurde. Links darunter ein 3,7cm Panzergranate, eine Gewehrspreng-Granate, der Rest eines Bajonetts. Rechts von der Werfergranate ein Teil eines Rollenverschluss für die deutschen Maschinengewehre, nach unten sind diverse Waffenteile und eine weitere Gewehrgranate zu sehen.

Fragment einer 10,5cm Artilleriegranate, noch immer gefüllt mit dem Sprengstoff „TNT“. Der Sprengstoff verfügt noch immer über seine sprengfähige Eigenschaften und ist darüber hinaus sehr Giftig und Krebserregend.

Amerikanische 10,5 cm Artilleriegranate.

Pionier-Sprengladung, 1 Kilogramm, verwendet durch den Pionierdienst um zum Beispiel Geschütze unbrauchbar zu machen oder auch Bäume zu fällen, um hiermit Straßen zu sperren. Darunter befinden sich mehrere amerikanische Cal. .50 Patronen, Bordmunition, wie sie zum Beispiel auf den amerikanischen Sherman-Panzern eingesetzt wurde.

Im März 2014 wurden durch den Kampfmittelräumdienst diese beiden 7,5cm Granaten geborgen. Hiebei handelt es sich um Hinterlassenschaften von einer Panzersprengung in einem Waldstück in der Nähe von Altenkirchen. Die beiden Granaten lassen sich der 9. Panzerdivision zuordnen, da diese den Auftrag hatten im Bereich des Fundortes noch am 26.3.1945 eine Verteidigungsstellung zu beziehen.

8,8cm Panzergranate. Munition dieses Types wurde zum Beispiel durch Panzern vom Typ Tiger bzw. auch Königstiger verschossen, könnte jedoch auch mit der bekannten 8-8-Flak verwendet worden sein. 8,8cm Panzergranaten sind bereits extrem gefährlich durch einen vorgespannten Schlagbolzen, dessen Sicherungssysteme nach vielen Jahrzehnten im Erdboden unter Korrosions- und Witterungseinflüssen natürlich noch gefährlicher werden.

Patronen im Kaliber 8×57. Diese Patronen wurden mit dem Karabiner 98k und auch mit dem Maschinengewehr verschossen.
Kampfmittel, die im Januar 2014 durch den Kampfmittelräumdienst Koblenz geborgen wurden.

Links oben: Markierte Stelle mit amerikanischen Splitterhandgranaten vom Typ MKII, rechts daneben ist eine amerikanische Feuerstellung an der Sieg bei Wissen. Untere Reihe: Amerikanische Handgranate, Bildmitte zeigt eine 3,7cm Flak-Granate, darunter 1-KG–Pionier-Sprengladung und mehrere Schuss Cal.50. Weiter rechts eine 10,5cm Artilleriegranate und zwei amerikanische Mörsergranaten.
Kampfmittel gefunden – was dann?
Jeder Sondengänger wird sicherlich die Erfahrung machen müssen, das man beinahe in allen Wäldern und auf allen Äckern Deutschlands auf die Hinterlassenschaften des letzten Krieges stoßen kann. Scharfe Munition, Bomben, Granaten, Minen oder deren Reste können sich überall finden.
Was ist zu tun wenn Kampfmittel aufgefunden werden?
Insbesondere sollten sich Sondengänger dessen bewusst sein, dass mit jedem Signal des Metalldetektors auch immer das Vorhandensein von Kampfmittel möglich ist. Stößt man nun dann auf entprechende Hinterlassenschaften, sollte:
- sofort nachdem erkannt wurde, dass man auf Kampfmittel gestoßen ist, die Grabung eingestellt werden.
- Es darf keine Lageveränderung herbeigeführt werden!
- Der Fundort ist zu markieren.
- Mindestens muss der zuständige Kampfmittelräumdienst benachrichtigt werden. Hierzu wird eine möglichst genaue Beschreibung des Objektes benötigt.
- Sichern Sie den Bereich vor dem Zutritt durch andere Personen ab.
Asprechpartner für Kampfmittelfunde in
- Rheinland-Pfalz
Herr Horst Lenz als der techn. Leiter des Kampfmittelräumdienst
Tel: +49(171) 8249305, Telefax: +49(02606)961235
- Arnsberg: für die Bezirke Arnsberg, Detmold und Münster
Hans-Peter Eser als Dezernent für Kampfmittelbeseitigung
Telefon 02931 82-3880
- Düsseldorf: für die Bezirke Düsseldorf und Köln.
Dezernat 22 – Kampfmittelbeseitigung
Telefon: 0211 – 475 – 2155
Wer aus welchen Gründen auch immer, ensprechende Funde nicht bei Polizei bzw. dem Kampfmittelräumdienst melden kann oder will, der sollte doch mindestens den Fund kartieren bzw. mit GPS-Koordinaten versehen und die Kampfmittel bitte Anonym melden, denn es ist absolut unverzeihlich, wenn Kinder, Wanderer oder andere Personen durch rücksichtslos ausgegrabene und zurückgelassene Kampfmittel zu Schaden kommen!
Die Kampfmittel haben auch nach über 70 Jahren im Erdboden kein wenig an ihrer Brisanz verloren, die Zünder sind oft stark vergammelt und „warten“ nur darauf, ihrem Bestimmungszweck nachzukommen, wobei unter Umständen bereits eine unbewusste Lageveränderung dazu ausreichen kann, eine Detonation herbeizuführen.
Broschüre mit Verhaltensregeln der Polizei Sachen-Anhalt

Beispiele verschiedener Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg.
- Mahnung durch Kriegsgräber - 18. Juni 2024
- Rote Waffenbesitzkarte nach § 17 WaffG. - 5. April 2024
- Veranstaltungen in 2023 – Die militärhistorische Recherche und Filmvortrag zum Kriegsende - 17. Februar 2023