Bereits am 11. April diesen Jahres hatten wir die erste Begehung des Kampfgebietes rund um den Kucksberg und die Brückhöfe bei Wissen durchgeführt. Schon damals war das Interesse recht ordentlich, im Frühjahr kamen 21 Leute zusammen, die erfahren wollten, wie sich 1945 die Kämpfe um die Brückhöfe ereignet hatten. Bei der nun am 4. Oktober 2015 wiederholten Runde waren wieder zahlreiche Interessenten erschienen, dieses Mal waren es sogar 32 Leute. Obwohl diese Runde knapp mehr als 6 Kilometer misst, hat der älteste Teilnehmer keine Mühen gescheut und ist den gesamten Weg mitgelaufen.
Günter Hilger war in seine Geburtsstadt gekommen, um die eigenen Erinnerungen mit den Überlieferungen der Kriegstagebücher und der damaligen Veteranen abzugleichen. Die Erinnerungen Hilgers waren noch sehr wach, besonders gut konnte er sich an die Ereignisse erinnern, die er aus eigener Beobachtung miterlebt hatte, so z.B. erlebte Hilgers den Angriff eines deutschen Sturmgeschützes in der Brückhöfe etwa Anfang April 1945, zudem konnte er über mehrere tote Volkssturmsoldaten berichten, die auf dem Alserberg im Bereich der Pirzenthaler Straße in amerikanischem Artilleriefeuer gefallen waren.
Nachdem ich die Teilnehmer in Frankenthal begrüßt hatte, nutzte ich die Gelegenheit, Dinge herumzureichen, die in den letzten Kriegstagen in Wissen zurückgeblieben waren. Darunter befand sich auch eine Zeltbahn, die einem deutschem Soldaten gehörte, der während der Kampftage um den amerikanischen Übergang über die Sieg gefallen war. Nachdem wir abstimmten, ob die Teilnehmer die größere Runde, also mit Rückweg durch die Brückhöfe und zugehöriger Schilderung zu den Gefechten um den eigentlichen Sieg-Brückenkopf, oder aber die kürzere Runde laufen möchten, machten wir uns auf den Weg. Im Bereich des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers räumte ich Bruno Wagner, der seit Jahren die Geschichte des Lagers erforscht, die Gelegenheit ein, selbst etwas aus seinen Forschungen zu erzählen. Im Anschluss folgten wir dem Weg der amerikanischen Infanterie, die sich durch den Bereich des Gefangenenlagers kämpfen musste und sich anschließend besonders um den Kucksberg und den Sandberg in Gefechte verwickelte.
Unsere Route führte vorbei an ehemaligen Granatwerferstellungen und Schützenmulden bis an den Sandberg heran, der im März 1945 noch Teil der Frontlinie war. Eine der Höhen diente dem Generalfeldmarschall Model eine Besichtigung der Siegfront durchzuführen. Bei diesem Anlass kam es auch zur Sprengung des Postamtes durch ein Himmelsfahrtkommando. Da mittlerweile die Zeit doch schon stark vorangeschritten war, teilte sich die Gruppe am Sandberg auf, während die eine Hälfte den Rückweg antrat, marschierten die restlichen weiter, darunter auch Günter Hilger, der so kurz vor dem eigentlichen Ziel nicht aufgeben wollte.
Der weitere Weg führte uns in die Brückhöfe, wo es zu einigen Gefechten gekommen war. Besonders heftig war am 5. April gekämpft worden, als die deutschen Soldaten versuchten, den amerikanischen Brückenkopf zu bereinigen. Unter hohen Verlusten gelang dieses Unternehmen auch kurzfristig, aber hierdurch wurden sämtliche Reserven aufgebraucht. Einem neuen amerikanischen Angriff war nichts mehr entgegenzusetzen, die Brückhöfe wurde darauf wieder “amerikanisch”. Da sich viele der Teilnehmer, das kristallisierte sich bereits im Frühjahr heraus, auch besonders für die Gefechte um die Brückhöfe interessierten, haben wir uns nun dazu entschlossen eine weitere Runde, die dann nicht so viele Stunden dauern wird, anzubieten. Die Planungen hierzu laufen bereits an. Als wir später endlich wieder am Startpunk angelangt waren, zeigte die Uhr mittlerweile gut 19.30 Uhr an, das waren rund “5 1/2 Stunden, die spannende und aufschlussreiche Details über die Gefechte an der Sieg wiedergaben”, wie es einer der Teilnehmer erklärte.
Von hier Vorstöße in Richtung:
Öttgesborn
ehem. Sägewerk am Brölbach
Frontlinie am Sandberg
Germany
Mein besonderer Dank gilt den vier Zeitzeugen! Hier wären viele Stunden Gespräche möglich, denn da ist Masse an Erinnerung vorhanden, die das Erzählte zusätzlich belegen konnte. Vielen Dank auch an Markus Hauf und Werner Weitz für die Überlassung der Fotos, ohne die dieser Beitrag nun sonst bilderlos ausgefallen wäre!
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