Exkursion 1 – Die Pak-Linie bei Hasselbach

Am 28. März 2015 wurde von uns die erste Exkursion durchgeführt. Sie führte zu Teilen durch den ehemaligen Frontbereich der 3. Panzergrenadierdivision in der Nähe von Hasselbach. Diese Linie war im März 1945 bestückt mit mehreren PaK- (Panzerabwehr), und Flak (Fliegerabwehr)- Geschützen, die tief gestaffelt hinter der deutschen Infanterie in Stellung gebracht worden war, dazu kamen ein Tigerpanzer, ein Panzer IV und zwei Sturmgeschütze, über den Einsatz dieser beiden Sturmgeschütze liegen auch heute nur sehr vage Angaben vor. Der neu gebildete Abschnitt unterstand dem Befehl des LIII. Armeekorps und erhielt den Namen “PaK-Linie Hasselbach”.

Am 25.3.1945 brachen die Verbände der 1. US Armee aus dem Brückenkopf von Remagen aus. Im nördlichen Bereich der Ausbruchskämpfe konnte keines der geforderten Tagesziele erreicht werden, zu diesen Zielen zählte auch Altenkirchen. Die Panzerspitzen der 3. US Panzerdivision stießen vor bis nach Rettersen – Mehren – Ahlbach und Flammersfeld, dazwischen und dahinter folgten Verbände der 104. US Infanteriedivision, die sich während des Tages den Weg nach Mehren freikämpften. Die Verluste waren auf beiden Seiten enorm hoch.

Die Masse der deutschen Verbände wurde durch die Wucht des amerikanischen Angriffs schwer getroffen und ein Großteil der Truppen zerschlagen. Vieler Orts wurde die deutsche Front einfach überrollt und es setzte eine Flucht in nordöstliche Richtung ein. Wer nicht in Gefangenschaft geraten oder gefallen war, zog sich orientierungslos zurück oder versuchte, aufgefangen durch Offiziere, noch einmal Widerstand zu leisten.

Um dieser vollkommen chaotischen Lage Herr zu werden, befahl Generalfeldmarschall Model persönlich eine Auffanglinie. Damit wollte man es der Masse der Wehrmachtsverbände ermöglichen, sich nach jenseits der Sieg abzusetzen und nicht in letzter Minute noch in verlustreiche Verfolgungskämpfen verwickelt zu werden. Um aber diese Absetzbewegung ins Laufen zu bringen, mussten die amerikanischen Angriffe wenigstens für eine Zeit lang aufgehalten werden. Dazu hatte der Generalfeldmarschall Model die Errichtung einer Frontlinie von Werkhausen über Forstmehren bis einschließlich südöstlich Orfgen gefordert.

Die Umsetzung des Planes war jedoch infolge extremen Mangels an Soldaten, schweren Waffen und Material absolut unmöglich geworden. Dennoch hatte der Befehl Models Gültigkeit und musste auf alle Fälle umgesetzt werden. Infolge der Knappheit an Waffen und Gerät führte die Linie schließlich nur von Werkhausen bis nach Heuberg. Hinter den Infanteriestellungen war man in aller Eile damit beschäftigt, Flak-,PaK und Artilleriegeschütze aufzufahren; insgesamt etwas mehr als 20 Geschütze im Kaliber von 20mm bis hin zu 170mm Artillerie. Noch während man sich auf amerikanischer Seite darauf vorbereitete, den Durchbruch nach Altenkirchen zu vollenden, liefen auf deutscher Seite die Bemühungen auf Hochtouren, den unmittelbar bevorstehenden erneuten Angriff zum Stehen zu bringen.

Mit dem Umsetzen des Befehls war der Chef des LIII. Armeekorps, Generalleutnant Fritz Bayerlein, beauftragt worden. Er sollte für die Errichtung und das Halten der Linie mit seiner Person haften. Trotz der Aussichtslosigkeit des Unternehmens war Bayerlein dazu in der Lage, aus den sich orientierungslos zurückziehenden Truppen, eine Kampfgruppe im Raum Weyerbusch zu versammeln. Größten teils waren dies zurückflutende Soldaten der zersprengten 3. Panzergrenadierdivision und Angehörige vom Grenadierregiment 957. der 363. Volksgrenadierdivision.

Über die entstandenen Kämpfe am 26.3.1945 in der Umgebung von Hasselbach berichtete ich während der Exkursion entlang der damaligen PaK-Linie von Weyerbusch aus bis etwa oberhalb von Forstmehren. Da es ganz einfach viel zu viel zu erzählen gab und einige Fragen detaillierte Antworten forderten, musste die Runde eingekürzt werden, weil doch schon nach knapp der Hälfte des Weges die Zeit knapp wurde. Trotzdem reichten die Reaktionen vom ins staunen geraten, über schockiert sein bis hin zu völlig Neues zu erfahren. Worte eines Teilnehmers und Zeitzeugen der Kämpfe bei Forstmehren: “Sie wussten viel mehr Details als mir bekannt war!” Das ist doch ein Urteil, über das man sich freut!

Die Exkursion begann am Sportplatz in Weyerbusch, in diesem Bereich erfolgte die Aufstellung der deutschen Infanteristen, bevor sie tropfenweise, so wie sie eintrafen, in die vor ihnen liegende Frontabschnitte eingewiesen wurde.

Im Bereich der heutigen Parkstraße ging es vorbei an nicht mehr sichtbare Stellungen für deutsche Granatwerfer. Wir verließen die Parkstraße und betraten den Wald in westliche Richtung, hier erörterte ich, warum es überhaupt zur Bildung der so genannten PaK-Linie gekommen ist.

Darauf führte uns der Weg an den Waldrand, von wo aus man detailliert die Begebenheiten in und um Hasselbach schildern, deuten und erahnen konnte, was sich im März 1945 in dem kleinen Ort zugetragen hatte. Mehrere Zeitzeugen schilderten, wie sie in Hasselbach den ganzen Tag über das Trommelfeuer der deutschen und amerikanischen Artillerie er- und überlebten, ein weiterer Zeitzeuge berichtete, dass sich rund 20 Mann in einem Keller in Forstmehren vor dem Artilleriehagel in Sicherheit brachten und am Abend sich bereitwillig in alliierte Gefangenschaft begeben hatten.

Viele Spuren sind heute nicht mehr klar erkennbar, die allermeisten Bombentrichter sind bereits zugeschüttet worden, genau wie es mit den meisten Verteidigungsstellungen der Fall ist. Einige wenige sieht man noch sehr genau im Gelände, die meisten aber muss man erraten.

Mein Dank geht an die Teilnehmer dieser ersten Exkursion, denn trotz des schlechten Wetters waren wir rund 25 bis 30 Personen, darunter befanden sich gleich mehrere Zeitzeugen der Geschehnisse, denen man besonders dafür danken muss, dass sie einen Einblick in ihre eigenen, zum Teil doch sehr persönlichen Erfahrungen ermöglichten. Einige Teilnehmer hatten Fragen, alle bekamen Antworten. Mit einigen Leuten werde ich noch telefonieren, andere haben sicherlich noch weitere Fragen. Bester Dank geht auch an Bernd Kohnen, welcher als Leiter der Volkshochschule Altenkirchen den organisatorischen Bereich erledigte. Ohne dessen Vorarbeit hätte es sicherlich nicht so eine große Gruppe gegeben.

Die nächste Exkursion führt am Samstag, den 4. April, nach Ingelbach, dort werden die Zusammenhänge geschildert, die den amerikanischen Durchbruch über Altenkirchen hinweg zum Thema haben. In der Nähe gibt es unter anderem noch eine Hummelstellung der 9. Panzerdivision zu besichtigen, die bis heute erhalten und ein Zeuge dessen ist, was sich 1945 vor unseren Haustüren abspielte.

Alle Punkte in der Karte lassen sich anwählen und enthalten teilweise noch Informationen.

Ralf Anton Schäfer

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