Der Troisdorfer Volkssturm
In den mehreren Hundert Seiten der uns vorliegenden Vernehmungsprotokollen der amerikanischen 1. Armee finden sich gelegentlich auch einige mehr oder weniger detailreiche Informationen zum Einsatz des Volkssturmes im Bereich des Brückenkopf von Remagen. Nun entdeckten wir auch ein Vernehmungsprotokoll des am 23. März 1945 bei Sankt Augustin in Gefangenschaft geratenen Kompaniechefs der Volkssturmkompanie Troisdorf.
Aus dem Protokoll erfahren wir, dass der 51jährige Kompaniechef gemeinsam mit zwei Meldern entsendet worden war, um amerikanische Stellungen im Bereich südlich von Sankt Augustin zu erkunden. Man hatte die drei während der Dunkelheit mit Fahrrädern losgeschickt und so kam es, dass sie im Nachtlicht verschiedene Abzweigungen übersahen und schlussendlich den Amerikanern in die Hände fuhren.
Sie waren alles andere als über ihren Dienst im Volkssturm erfreut und schilderten dem verhörführenden Lieutenant F. Wallech, dass die Aufstellung des Volkssturmes eine Konsequenz des organisierten Wahnsinnes gewesen sei.
Die Kompanie war am 16. März auf Befehl des Ortsgruppenleiter bei Burg Wissem versammelt worden. Wer erst nach 12.00 Uhr erschien, dem wurden die Lebensmittelrationskarten der gesamten Familienmitglieder entzogen. Um 15.00 Uhr war die erste von zwei Kompanien mit rund 200 Mann zusammengekommen und in vier Züge aufgeteilt worden. Die erste Kompanie setzte sich aus den Männern im Alter von 45 bis 52 Jahren zusammen, in der zweiten Kompanie waren die Männer im Alter von 52 bis 62 Jahren zusammengefasst worden.
Aufstellungsort des Troisdorfer Volkssturmes
Brennpunkt der schweren Kämpfe am 6. und 7. April 1945.
Ungefährer Unterkunftsraum der 1. Kompanie des Troisdorfer Volkssturmes.
Beide Kompanien wurden noch auf Burg Wissem dem Kommando der 353. Volksgrenadier Division unterstellt und durch Hauptmann Petersilie übernommen. Hauptmann Petersilie führte darauf beide Volkssturmkompanien auf den Truppenübungsplatz Wahn, wo besonders die erste Kompanie während der nächsten drei Tage am Karabiner, dem Maschinengewehr und im Umgang mit der Panzerfaust ausgebildet wurde, während die zweite Kompanie lediglich eine kurze Unterweisung im Umgang mit dem Karabiner erhielt. Die erste Kompanie verfügte über vier MG und rund 100 Panzerfäuste, der Rest der Männer hatte Karabiner erhalten, die zweite Kompanie war ausschließlich mit Karabinern ausgerüstet worden, die zum großen Teil aus der Zeit des Ersten Weltkrieges stammten.
Am Abend des 20. März 1945 kam es in Wahn zur Befehlsausgabe, wonach die erste Kompanie an den Brückenkopf marschieren sollte und die zweite Kompanie nach Troisdorf, wo sie die Klöckner-Werke, die zur Festung erklärt worden waren, verteidigen sollte.
In der Zeit vom 20. bis 23. März hatte die erste Kompanie in der Nähe von Troisdorf gelegen, ohne genau zu wissen, welche Art von Auftrag sie hatten. Befehle wurden durch das Grenadierregiment 943 der 353. Volksgrenadier Division erteilt, dessen Führer in der Zwischenzeit Hauptmann Petersilie geworden war. Die Volkssturmkompanie war damit beschäftigt, Stellungen und Panzersperren anzulegen, bis am Morgen des 23. März die vier Züge in die Reihen des Grenadierregimentes 943 in jeweils die 1. bis 4. Kompanie eingereiht wurden. Im Verlauf des Tages kam es erstmalig auch zu Gefechtsberührung mit den Vorstoßenden amerikanischen Soldaten und dem jetzt auch in der Front eingesetzten Volkssturmes. Wie sich der weitere Verlauf bis in die Nacht zugetragen hat, bleibt in dem Vernehmungsprotokoll unerwähnt. Bekannt ist jedoch, dass sich im Verlauf des Tages teils heftige Gefechte abspielten, ob der Troisdorfer Volkssturm hier auch Verluste hinnehmen musste, ist unbekannt, aber sehr wahrscheinlich. Darüber hinaus ist bekannt, dass besonders die zweite Kompanie am 6. und 7. April während der Verteidigung der Klöckner-Werke schwere Verluste erleiden musste.
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