70 Jahre D-Day – Zur Erinnerung an den Längsten Tag

Omaha, Utah oder Gold-Beach

Zum 70. Jahrestag der Landung in der Normandie

Ansprache Eisenhowers an die Soldaten des D-Days.

Ansprache Eisenhowers an die Soldaten des D-Days. Dokument: Eisenhower Archiv, USA.

Klangvolle Namen von Küstenabschnitten in Nordfrankreich, in der Normandie. Nur drei der fünf Küstenbereiche zwischen St. Mere Eglise und Ouistreham, die am 6. Juni 1944 zum Todesort für Tausende Menschen werden sollten. Amerikaner, Briten, Kanadier, Polen, Franzosen oder Deutsche. Das Sterben während der Landung am D-Day machte vor keiner Nation halt. Es war dem Tod egal, wen er zu sich holte, er kannte keinen Unterschied zwischen Opfer oder Täter, er machte keinen Unterschied zwischen Jung oder Alt, Frau oder Mann, dem Tod war es gleichgültig, wen er zu sich holte. Der Tod ging einfach nur seiner Arbeit nach.

Die Operation Overlord hatte am 6. Juni 1944 begonnen, Fallschirmjäger waren im Deutsch besetzten Hinterland abgesprungen, eine Riesenarmada von Kriegsschiffen und Landungsboote näherte sich der Küste, die Luft war gefüllt von Bombern, Jägern und Aufklärern. Dieser 6. Juni 1944 sollte als „Der längste Tag“ in die Geschichte eingehen. Keiner, der dabei war, wird diesen Tag je aus seiner Erinnerung streichen können.

Auf alliierter Seite hatte man die größte Flotte der Kriegsgeschichte zusammengezogen: Rund 3100 Landungsboote, knapp 150.000 Soldaten, Panzer und schwere Waffen wurden unter dem Schutz von 1200 Kriegsschiffen und einer gewaltigen Luftflotte von 7500 Flugzeugen an die Küste verlegt.

Die Verbände der Wehrmacht waren im Landungsabschnitt rund 50.000 Tausend Mann stark und verfügten über nur sehr wenige Flugzeuge. Die Masse des Westheeres stand bei Calais, gegenüber Dover, wo man im Bereich der Meerenge eigentlich die Landung erwartet hatte.

Die Wehrmacht hatte sich in dem sogenannten Atlantikwall verschanzt. Die etwa 2600 Kilometer lange Bunkerlinie bestand aus Festungswerken, Geschützstellungen, Unterständen, Sperrbauten und Minenfelder, dazwischen befanden sich in den Erdboden eingegrabene Infanterieeinheiten, Widerstandsnester, Minenfelder und Panzersperren. Die Stärke des Walls bestand nur in der deutschen Propaganda. Der am stärksten befestigte Bereich befand sich am Strandabschnitt bei Calais, im Landungsabschnitt selbst wies die Verteidigungslinie größte Lücken auf. In Schutz dieser zweifelhaften Bunkerlinie harten die Deutschen Soldaten stundenlangen schwerem Schiffsbeschuss und Luftangriffen aus.

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Die gesamtlage in der Normanie am 6.6.1944. Link öffnet ein neues Fenster mit der Gesamtkarte.

Am Abend des 6. Juni hatten die Alliierten entlang des ca. 100 Kilometer breiten Abschnitts Fuß gefasst, die Gischt der Brandung war blutrot gefärbt, der Sandboden mit Blut getränkt. Bis zum 12. Juni wurden knapp 330.000 alliierte Soldaten mit 54.000 Fahrzeugen angelandet. Die fünf Landungszonen waren gesichert und zu einem Brückenkopf von etwa 100 Kilometern Länge und 30 Kilometern Tiefe ausgebaut. Die Verluste auf alliierter Seite bezifferten sich allerdings bereits schon am Abend des „Längsten Tages“, dem 6. Juni, auf rund 12000 Mann, darunter befanden sich etwa 4400 Gefallene. Auf deutscher Seite konnten die Verluste für diesen Tag nur eingeschätzt werden und wurden für Verwundete, Vermisste und Gefallene mit rund 5000 bis 9000 Mann angegeben. Die Verluste des ersten Tages ließen bereits erahnen, was sich hier noch entwickeln würde. Die Gesamtverluste der Alliierten beliefen sich zwischen dem 6. Juni und dem 25. August 1944 auf rund:

37.000 Gefallene bei den Landstreitkräften

28.714 Gefallene bei den Luftstreitkräften

18.000 Vermisste

155.000 Verwundete

Amerikanische Infanterie hilft den Verwundeten am Strand in Sicherheit zu gelangen.  Foto US Signal Corps, Weintraub, Signature SC190366.

Amerikanische Infanterie hilft den Verwundeten am Strand in Sicherheit zu gelangen.
Foto US Signal Corps, Weintraub, Signature SC190366.

Der Omaha-Beach bei Colleville-sur-Mer wurde zum knapp 10 Kilometer breiten Todesstrand: Der Angriff begann um 6.36 Uhr, die erste Angriffswelle wurde während des Versuches aus den Landungsbooten zu stürmen, aufgerieben und erlitt 90 % Verluste. Die zweite Welle wurde um 7.00 Uhr an den Strand angefahren und es dauerte etwa 40 Minuten, bis alle Einheiten unter erheblichen Verlusten von Bord gegangen waren. Etwa gegen 10.00 Uhr waren bereits 2000 Mann ausgefallen. Am Abend waren allein in diesem Abschnitt 1465 amerikanische Soldaten gefallen, 3184 wurden verletzt, 1931 vermisst und 36 Soldaten waren in deutsche Gefangenschaft geraten.

Die Verluste der Wehrmacht für den gleichen Zeitraum wurden mit ca. 60000 Gefallenen und 140.000 Verwundeten und Vermissten angegeben, hinzu kamen noch weitere 210.000 Kriegsgefangene aller Waffengattungen. An Materialverlusten waren 1500 Panzer, 3500 Geschütze und 20000 Fahrzeuge aller Art einzubüßen. Die Bilanz zeigt, dass sich die Stalingrad-Tragödie in Frankreich erneut wiederholt hatte, die Verluste für die Wehrmacht waren sogar deutlich höher.

Die französische Zivilbevölkerung wurde durch die pausenlosen Kämpfe während der Overlord-Kämpfe brutal dezimiert, so ließen bis zu 20.000 Zivilisten ihr Leben.

Im persönlichen Tagebuch hält ein deutscher Soldat am 6. Juni 1944 in der Nähe von Paris fest: „…Wenn wir endlich da oben angekommen sind, haben die Kameraden den Ami wahrscheinlich schon wieder ins Meer zurückgeworfen!“ Aufgeputscht von der Ideologie des Nationalsozialismus hoffte dieser Soldat, noch seinen Anteil an den Kämpfen in der Normandie haben zu können, er befürchtete, dass es zu spät sein könne, wenn sein Verband an der Front angekommen sein würde. Im Alter von 19 Jahren stirbt er desillusioniert in der Nähe von Falaise.

Juni 1944. Landungsschiffe bringen Nachschub an einen der Strände. Foto National Archives, Signal Corps, Signatur

Juni 1944. Landungsschiffe bringen Nachschub an einen der Strände.
Foto National Archives, Signal Corps, Signatur unbekannt.

 

Ralf Anton Schäfer