Stippvisite bei Altenkirchen

Am 5. Juni 2014 rückten die Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienst Koblenz zu einer Ortsbegehung in der Nähe von Altenkirchen an. Dort waren am Vortag zwei Gewehrgranaten und eine Mörsergranate entdeckt worden.

Das Team erschien pünktlich unter der Führung des Truppleiters am vereinbarten Treffpunkt. Gemeinsam fuhren wir daraufhin zu der Örtlichkeit, an der die Kampfmittel aufgefunden worden waren.

Über den Fundort der Granaten war zuvor bereits bekannt, dass:

  • dort Ende März 1945 eine Sammelstelle für die 9. Panzerdivision war.
  • die 3. amerikanische Panzerdivision hier am 26. März 1945 einen Artilleriepanzer verloren hatte.
  • die 3. US Panzerdivision einen vorgeschobenene Gefechtsstand im Tal eingerichtet hatte.
  • dort nach Kriegsende eine Sammelstelle für Kampfmittel der Alliierten eingerichtet worden war und
  • diese bis 1947 durch das Sprengkommando Forneberg aus Betzdorf als Munitionslager weiter genutz wurde.

Genügend Gründe also dafür, dass dieses kleine, recht unscheinbare Waldstückchen mit Hinterlassenschaften des Zweiten Weltkrieges gespickt sein könnte. Einige Spuren ließen sich bereits während der Begehung immer wieder mit bloßen Augen entdecken, so fand der Truppführer nach kurzer Zeit einen Splitter einer großkalibrigen Sprenggranate, Munitions- und Waffenteile die verschiedentlich auf dem Waldboden lagen. Darüber hinaus deuteten mehrere Hinweise darauf, dass hier Sondengänger am Werk waren.

Die Mitarbeiter der Räumtruppe Koblenz begannen daraufhin eine Sondierung mit Hilfe eines Metalldetektors. Nach bereits kurzer Zeit waren mehrere Kampfmittel sichergestellt, darunter eine Mörsergranate, zwei Gewehrsprenggranaten, ein 3,7cm Flak-Geschoss und einige Schuss Gewehrmunition. Daneben kamen die stark verrosteten Reste eines deutschen Bajonettes und verschiedene Waffenteile zum Vorschein.

Nach gut einer Stunde wurde das Waldgebiet offiziell als Standort mit Hinterlassenschaften des Zweiten Weltkrieges eingestuft, was bedeutet, dass die Männer der Räumgruppe Koblenz zur weiteren Nachsuche wieder kommen werden. Zudem wurde bereits am Tag zuvor der zuständige Forstbeamte gebeten, das Waldgebiet im Auge zu behalten, damit eventuelle Sondengänger nicht gezielt nach Munition oder Waffen graben.

Einer der Feuerwerker wieß noch einmal explizit auf die Gefahren der Kampfmittel hin und betonte, dass immer wieder insbesondere die kleinen, eher unscheinbaren Kampfmittel größte Gefahren bergen. Wer auf Kampfmittel stößt, soll diese unbedingt liegen lassen und die Behörden über den Fundort informieren.

Der Feuerwerker begutachtet ein Waffenteil eines 2cm-Flak-Geschützes.

Der Feuerwerker begutachtet ein Waffenteil eines 2cm-Flak-Geschützes.

Einige der noch immer sprengfähigen und gefährlichen Kampfmittel sind bereits heftig Verrostet, die Zünder, damit auch deren Sicherungsmechanismen, werden hierdurch noch gefährlicher.

Einige der noch immer sprengfähigen und gefährlichen Kampfmittel sind bereits heftig Verrostet, die Zünder, damit auch deren Sicherungsmechanismen, werden hierdurch noch gefährlicher. Bei den beiden bolzenähnlichen Stahlkörpern Links und Rechts handelt es sich um deutsche Gewehrgranaten, die mit empfindlichen Aufschlagzündern ausgestattet sind und nur durch eine dünne Bandfeder im Zündergehäuse gesichert werden. Ist diese Bandfeder arg korridiert, wird das Zündsystem mit Stößel und Bolzen freigegeben und die Granate ist entsichert – der Aufschlagzünder wartet nun nur noch auf den Aufschlag, bei dem der Stößel eingedrückt wird. Großes Problem bei den Granaten: Sie lassen sich äußerlich nicht von Blindgängern unterscheiden.

Der Autor mit einer vom Kampfmittelräumdienst geborgenen 5cm Mörsergranate. Das Geschoss wurde durch die Mitarbeite als Granate französichen Ursprungs identifiziert. Es dürfte sich wohl um deutsche Beutemunition handelt, die bis zum Kriegsende noch verwendet wurde.

Der Autor dieser Seiten mit einer durch den Kampfmittelräumdienst geborgenen 5cm Mörsergranate. Das Geschoss wurde durch die Mitarbeiter des Räumtrupps als Granate französichen Ursprungs identifiziert. Es dürfte sich vermutlich um deutsche Beutemunition handeln, die noch bis Kriegsende in der Truppe verwendet wurde.

Ralf Anton Schäfer