Filmvortrag und Diskussionsrunde

Am 5. September 2015 eröffneten wir unsere neue Exkursions-Reihe „Auf den Spuren des Zweiten Weltkrieges“ mit einem Filmvortrag in den Räumlichkeiten der Kreisvolkshochschule in Altenkirchen. Es war eine Themenrunde, bei der viele während der anschließenden Gesprächsrunde die Zeit und die Möglichkeit finden sollten, direkte Fragen zu den Ereignissen der schicksalshaften Tage zu stellen.

Es sind kurz nach 14 Uhr und ich erwarte bereits die ersten Besucher, darunter auch Marcel Recke aus Windeck, der bereits angesagt hatte, noch ein paar interessante Leihgaben mitzubringen. Noch ist niemand da. Nur die verantwortliche Dame von der Kreisvolkshochschule, die mich empfängt, den Laptop erklärt und bereits die Stühle im Vortragsraum aufgestellt hat. Meinen besten Dank möchte ich an dieser Stelle dann auch einmal an Frau Wiedenhöfer-Becker aussprechen, denn ohne ihre Hilfe und die Organisation wäre das geleistete nicht möglich gewesen! „Na, da kann doch nichts schief gehen!“

Angemeldet waren lediglich 12 Personen, allerdings sollten später mehr als 30 Leute eintreffen, den Film sehen und einige würden auch noch die Gelegenheit finden, ihre Fragen an mich zu richten, Fragen, die seit mehr als 70 Jahren auf Antworten warteten.

Gut zwei Drittel der Besucher gehörten der Erlebnisgeneration an, sie hatten selbst das Kriegsende erlebt, entweder als kleines Kind, das sich kaum an 1945 erinnern konnte, aber trotzdem durch die Ereignisse im weiteren Leben stark geprägt wurde oder aber bereits als Jugendlicher oder junger Erwachsener, wo die Erinnerungen an das Kriegsende mit allen Schrecken noch recht ungetrübt vorhanden sind. Insgesamt waren mehrere Menschen zusammengekommen, die aus ihren eigenen Erlebnissen zusätzlich zum Film beitragen konnten und einige Jüngere waren da, die wissen und erfahren wollten; genau wie die meisten der älteren Generation, warum zum Kriegsende unsere Heimat in Bomben untergegangen ist und warum sich die damaligen Feinde in aufreibenden Infanteriekämpfen hier vor unserer Haustüre gegenseitig töteten. Durch das zum Teil unbekannte Filmmaterial und die anwesenden Zeitzeugen war es möglich, eine gewisse Art von Nähe zu den Ereignissen der letzten Kriegstage herzustellen, die besonders für die jüngere Nachfolgegeneration einen Blick auf den Untergang und die Kriegsereignisse zuließen.

Nachdem der Filmbeitrag am Ende war, hatte ich viele Fragen zu den Ereignissen während der letzten Kriegswochen im Kreis Altenkirchen zu beantworten. Hierbei war besonders der Kampf um Hasselbach ein wichtiges Thema, gerade auch dadurch, weil sich gleich zwei Zeitzeugen noch recht gut an die Schicksalstage erinnern konnten. Hierbei waren auch die Leihgaben von Marcel Recke ein wichtiges Beleg der damaligen Zeitgeschichte, denn Marcel Recke brachte extra einige Fundstücke mit, so z.B. ein Stahlhelm der damaligen Hitlerjugend in Kindergröße, der durch anbringen einer Tarnfarbe fronttauglich gemacht wurde. Ein Beleg für den Einsatz von Kindern und Jugendlichen, die man „viertel vor Zwölf“ noch verheizt hat. Weiter hatte Recke eine großkalibrige Hülse der Artillerie im Gepäck, 170 mm Artilleriegeschütze, die bei Marenbach und Hilkhausen in Stellung waren, leisteten die Feuerunterstützung während des Kampfes um die Hasselbacher PaK-Linie. Diese Hülse war von russischer Bauart und war zugehörig zu den vielen Beutewaffen, die in der Region eingesetzt wurden. Beides waren Fundstücke, die vor einigen Jahren während des Abrisses einer Scheune in Oberirsen zum Vorschein kamen. Eine weitere Hinterlassenschaft aus den Kämpfen um die Weyerbuscher Gegend stellte eine abgefeuerte 76mm Hülse vom Sherman-Panzer dar. Auch hierbei handelte es sich um einen Scheunenfund, der erst kürzlich in Weyerbusch auftauchte und Marcel Recke leihweise für unseren Vortrag zur Verfügung gestellt wurde. Abgerundet wurden die Ausstellungsstücke durch zwei Stahlhelme, die ich mitgebracht hatte. Zum einen der Helm von Wachtmeister Rheinhold Schmidt, der als Angehöriger des Flak-Sturm-Regiment 4 noch in Nahkämpfe verwickelt wurde. Dann war da noch der Stahlhelm von Joshua Bennet, der als Angehöriger der amerikanischen 104. US Infanteriedivision im März in der Nähe von Heuberg verwundet wurde. Beide Helme wurden mir seinerzeit von den ehemaligen Besitzern geschenkt und werden von mir heute als greifbare Erinnerungsstücke an diese Kriegsereignisse aufbewahrt. Ein gewisses Highlight war auch ein sich erst ganz neu in meiner Archivsammlung befindliche Fotografie. .

CCF25092015

25. März 1945 – bei Horhausen. Das Infanterieregiment 60 der 9. US-Infanteriedivision erobert Horhausen. Ein Verwundeter ist am Bahndamm in Deckung gegangen, zwei Sanitäter kümmern sich derweil um einen weiteren Verwundeten Soldaten. Im Hintergrund kann man schwach ein stehengebliebenes Fahrzeug erkennen und weitere Soldaten, die gerade nach vorne laufen. In unmittelbarer Nähe der Aufnahme ereigneten sich zur gleichen Zeit heftige Gefechte im Ortsbereich, man kann förmlich den Pulverdampf riechen, Gewehrfeuer und Artillerieeinschläge hören. Leider ist das Foto von sehr schlechter Qualität.

Einige derer, die nicht die Gelegenheit hatten, ihre Fragen an mich zu richten, nutzten dafür die Gelegenheit und sprachen direkt mit den anwesenden Zeitzeugen über die Ereignisse. So entstand eine Diskussionsrunde, die zwar nicht alle Fragen beantworten konnte, aber doch einige der Anwesenden mit Antworten heimkehren ließ. Darüber hinaus wollten besonders einige der Jüngeren selbst dazu übergehen, die Geschichte der Vorfahren zu erforschen. Es gab also noch einiges zu erfahren, auch mehr als 70 Jahre später sind noch eine Menge Fragen offen und noch immer eine Menge Antworten zu geben!

Ralf Anton Schäfer

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