Exkursion 8 von 9 – Gefechte in Steineroth

Unsere vorletzte Frühjahrs-Exkursion sollte die Teilnehmer durch Steineroth führen, wo sich Ende März 1945 noch Gefechte zwischen zwei Patrouillen abspielen sollte. Eine deutsche Patrouille sollte in Erkundungen herausfinden, wo sich die Amerikaner derzeit aufhalten würden, die amerikanische Patrouille sollte ihrerseits einen Vorstoß nach Steineroth wagen. Obwohl nur drei Leute angemeldet waren, wären wir am 30. Mai 2015 dann trotzdem knapp mehr als 10 Personen gewesen. Eine ältere Familie war extra aus Siegen hergekommen, verlor aber leider den Anschluss zur Gruppe. Eine Nachsuche wo diese Personen verblieben waren, blieb leider ohne Erfolg, so mussten wir dann mit einer sehr viel kleineren Gruppe losziehen, als es geplant war.

Während wir auf den letzten Teilnehmer warteten, wir waren zu dem Zeitpunkt seit gut 30 Minuten überfällig, beschlossen wir dann endlich loszugehen, als der letzte Teilnehmer aus Windeck eintraf. Der Treffpunkt war wohl etwas unglücklich gewählt, denn genau wie die Siegener Familie, hatte der Windecker und ein weiterer Teilnehmer den Treffpunkt (Parkplatz am Friedhof Steineroth) suchen müssen bzw. nicht gefunden. Während wir warteten, entschieden wir uns, die Runde komplett zu ändern. Ich schilderte also vom Parkplatz aus die Kampfhandlungen während des amerikanischen Vorstoßes nach Steineroth und wir unterhielten uns über die Vormarsch- und Rückzugswege während der Kampfhandlungen Ende März 1945.

Wir einigten uns also darauf, den Weg der Able-Kompanie zu folgen, die im März 1945 an Steineroth vorbei in Richtung Scheuerfeld vorstoßen würde. Der Weg sollte uns vorbei an einigen Orten führen, an denen sich mal nur kleinere Plänkeleien ereigneten oder aber am Ort, wo sich ein zweistündiges Gefecht, bei dem zwei Amerikaner und ein Deutscher starben, ereignet hatte. Auf dem Rückweg machten wir noch einen Abstecher an den Ort, wo ein Sturmgeschütz der 9. Panzerdivision sich den Amerikanern entgegenstellte. Der Exkursionsteilnehmer Heiz-Werner Sondermann wusste über diese Zusammenkunft vor gut 70 Jahren ebenfalls zu berichten, denn er kennt den Panzerkommandant bereits seit vielen Jahren, “er erzählt oft davon, wie er zwischen Betzdorf und Dauersberg den vorfühlenden Amerikanern seine letzten Granaten entgegenschickte!”

Die Tochter eines Teilnehmers interessierte sich besonders auch für das “Warum” hier noch dermaßen hartnäckig gekämpft wurde und stellte viele interessierte Fragen, zu denen auch die anderen Teilnehmer oft Antworten parat hatten. Sie wollte auch wissen, was das Menschen waren, die noch kurz vor Kriegsende 1945 in der Region gefallen waren oder hier gekämpft hatten. Selten war eine Gruppe so interessiert und Hinterfragte das Geschehen, wie es bei dieser Runde der Fall gewesen ist.

Bis wir nach rund 3 ½ Stunden wieder am Ausgangspunkt angekommen waren, hatten wir mit rund 7,5 Kilometern mehr als das doppelte der geplanten Runde hinter uns gebracht.

Im Hintergrund hinter uns befand sich vor 70 Jahren das Sturmgeschütz des Leutnant Ludwig Bauer, der seine letzte Munition den vorstoßenden Amerikanern entgegenschickte.

Im Hintergrund hinter uns befand sich vor 70 Jahren das Sturmgeschütz von Leutnant Ludwig Bauer, der seine letzte Munition den vorstoßenden Amerikanern entgegenschickte, worauf sich die Amerikaner zurückzogen.

Die Lage in der Region zu Monatsende

Der Ausbruch der 1. US Armee war Ende März 1945 durch nichts mehr aufzuhalten, die Amerikaner hatten bereits damit begonnen, letzte noch südlich der Sieg stehende Truppen zu zerschlagen, hierbei bildeten die deutschen Brückenköpfe südlich des Flusslaufes einen Schwerpunkt, den es für die amerikanische Infanterie auszuschalten galt. Am Abend des 29. März 1945 führte eine dünne deutsche Sicherungslinie etwa von Elkenroth über Steineroth, streifte die Kohlhardt vorbei an Dauersberg und führte über die Angsthardt in Richtung Mittelhof-Köttinger Höhe. In diesem Bereich zur Sieg hin hielt die Wehrmacht noch zwei Brückenköpfe offen, einmal in Wissen und, noch im Aufbau befindlich, den Brückenkopf bei Betzdorf. Zudem war in Herdorf ein Sperrriegel gebildet worden, der gehalten werden musste. Zur dieser Zeit wurde bereits um den Brückenkopf Wissen gekämpft und die Amerikaner drangen in Herdorf ein.

In dieser Lage war man dabei, bei Betzdorf-Steineroth den Brückenkopf einzurichten. Hierzu war das I. Bataillon vom Grenadierregiment 1035 auf den Höhen bei Dauersberg und mit Anlehnung an den Alsberg in Stellung gegangen. Verstärkungen sollten noch während der Nacht nachgeführt werden. Zudem war dem Bataillon befohlen worden, falls Steineroth nur schwach besetzt sein sollte, während der kommenden Nacht den Ort anzugreifen und zu besetzten. Dieses Unternehmen war jedoch nur umsetzbar, wenn man sich über die Lage in Steineroth und der Umgebung im Klaren war. Um sich von der Lage ein Bild zu machen, wurde vom vorgeschobenen Bataillonsgefechtsstand (etwa im Kreuzungsbereich Steinerother Straße – Abzweig Dauersberg) eine Patrouille entsendet. Diese Patrouille führte der Feldwebel Willi Fritz Löser an, er sollte wenig später einer der ersten Gefallenen sein, die es in Steineroth zu beklagen geben würde.

Zu dieser Zeit war Steineroth noch immer feindfrei, jedoch hatten die Amerikaner, die bereits in Molzhain standen, um 17. Uhr mehrere kampfstarke Patrouillen entsendet. Eine dieser Patrouillen sollte Steineroth ebenfalls erkunden und, falls sich der Ort nicht in deutscher Hand befinden würde, Sicherungsposten einrichten. Danach sollte Erkundung betrieben werden, ob die Wälder zur Sieg hin durch die Wehrmacht besetzt sein würden. Im Kriegstagebuch des 28. US Infanterieregiment heißt es um 20.00 Uhr:

28 Mann starke Patrouille der Baker-Kompanie marschierte um 17.00 Uhr aus Molzhain in nördliche Richtung los und erreichte durch den Wald Steineroth, wo sie in beobachtende Stellung ging. Dort konnten sie 2 deutsche Soldaten gefangen nehmen, die den Auftrag hatten, die amerikanische Stärke und Stellungen zu erkunden. Darauf ging die Patrouille weiter über Steineroth entlang der Straße in Richtung Betzdorf vor, als sie plötzlich von der Höhe mit MGs und Panzerfäusten beschossen wurden. Der Feind, etwa 12 Mann stark, kam runter von der Höhe und rief „Kamerad“, als sie dann an der Straße angelangt waren, eröffneten sie erneut das Feuer. Die Patrouille trat den Rückzug an und hatte einen Verwundeten zu beklagen.“

Nach diesem Vorfall würde Steineroth besetzt. Zurück blieben sechs Gefallene, am Morgen des 30. März 1945 wurde der amerikanische Vormarsch erneut aufgenommen. Dabei kam es zu einem heftigen Gefecht um die Dauersberger Höhe. Hier stießen die Amerikaner auf heftigen Widerstand, in dessen Verlauf acht deutsche Soldaten starben. Danach aber war der Weg an die Sieg frei. Der Brückenkopf südlich Betzdorf kam erst gar nicht zur Wirkung, da man viel zu spät mit der Einrichtung begonnen hatte und die Truppen nur “tropfenweise” eintrafen. Die Amerikaner hatten sich mit starken Kräften in Steineroth festgesetzt und gingen zum einen durch das Alsdorfer Tal über Alsdorf gegen Betzdorf vor und marschierten mit der Able-Kompanie über Dauersberg auf Richtung Scheuerfeld.

Ralf Anton Schäfer