Exkursion 7 – Erste Gefechte südlich Betzdorf

Am 24. Oktober 2015 führte ich die nächste Exkursion in die ehemaligen Frontbereiche südlich Betzdorf. Hierbei befassten wir uns mit den Ereignissen, die sich Ende März zwischen Betzdorf, Steineroth und Scheuerfeld zutrugen. Da die Gruppe mit 8 Personen recht überschaubar war, konnte man zum Teil detaillierter Berichten, als es in den größeren Gruppen meist der Fall ist.

Der amerikanische Vorstoß auf Richtung Bruche

Am Abend des 29. März verlief die Front etwa von Elkenroth nach Steineroth über die Kohlhardt nach Dauersberg, von dort entlang der Angsthardt nach Mittelhof bis Wissen. Um bei Betzdorf die Ausgangslage für das I. Bataillon des 28. US Infanterieregiments für den bevorstehenden Angriff zu schaffen, musste zuvor die dem Bataillon zugewiesene Ausgangslinie von feindlichen Truppen bereinigt werden, denn, den Fall gesetzt in dem Bereich würden sich noch feindliche Truppen befinden, könnten diese die amerikanischen Bemühungen bei einem einsetzendem Angriff empfindlich in Gefahr bringen. Durch die eigene Aufklärung war bekannt, dass sich vor der Front mindestens ein deutsches Sturmgeschütz und zwei Flak-Stellungen (Flak=Fliegerabwehrkanonen) befunden hatten. Besonders die Feuerkraft der Flak, die im Erdkampf einsetzbar war, war eine große Gefahr für die Amerikaner, weshalb eine kampfstarke Patrouille in die Wälder gesendet wurde, um:

a) die Flak auszuschalten und
b) den Verbleib des Sturmgeschützes zu lokalisieren

Während des ersten Vorstoßes in Richtung Bruche wurde darauf eine der beiden Patrouillen durch das Sturmgeschütz angegriffen, weshalb sich die Männer dann zurückzogen. Ein direkter Vorstoß auf Bruche wurde dadurch versagt. Zur gleichen Zeit eroberten die Kompanien links Scheuerfeld und rechts Alsdorf. Aus Alsdorf heraus wurde der Vormarsch auf Betzdorf über Hofacker in Richtung Kettlerstraße ausgeweitet, zwischen Kapelle, Eisweiher und der Eisenbahnstraße kam es zu mehreren, lokal ausgetragenen Gefechten. In Scheuerfeld kam es ebenfalls zu einem Gefecht, bei dem mehrere deutsche und amerikanische Soldaten ihr Leben verloren. Betzdorf und Bruche waren nun unmittelbar bedroht. Eine weitere Patrouille wurde in den Bereich der Flak entsendet, fand diese jedoch nicht mehr vor und ging darauf weiter in Richtung Engelstein und Eisweiher vor, wo sie sich am Ortsrand festsetzten. Ein Sicherungsposten wurde in Richtung Bruche zur Flankensicherung herangeschoben, später wurden Granatwerfer nachgezogen und in Stellung gebracht. Den restlichen Tag verbrachten die Soldaten damit, die Region weiter auszukundschaften und den südlich der Sieg gelegenen Ortsrand von Betzdorf zu erobern.

Zur Stellung umfunktionierter Bombentrichter. Steht man vor Ort, kann man den ehemaligen Zugang erkennen und deutlich sehen, dass die Seitenwände des Trichters bearbeitet wurden.

Zur Stellung umfunktionierter Bombentrichter. Steht man vor Ort, kann man den ehemaligen Zugang erkennen und deutlich sehen, dass die Seitenwände des Trichters bearbeitet wurden.

Die Exkursion führte entlang einiger noch sichtbaren Spuren und Stellungen. Gleich im Bereich der Grillhütte befand sich eine Feuerstellung amerikanischer Granatwerfer, die nach 70 Jahren noch sehr deutlich zu erkennen war. Weiter ging es vorbei an einer Stellung, an der sich ein vorgeschobener Wachposten der amerikanischen Infanterie während der Nacht befunden hatte. In nächster Nähe befand sich die ehemalige “Fluwa”, die Flugwachstelle, an der eingehende feindliche Fliegerverbände beobachtet und nach Betzdorf gemeldet werden sollten, um dann rechtzeitig Fliegeralarm geben zu können.

Besonders interessant anzusehen war ein zur Verteidigungsstellung ausgebauter ehemalige Bombentrichter südlich der Tennisplätze. Hier sollten einige Volkssturmleute zusammen mit einer 2cm-Flak den Zugang nach Betzdorf-Bruche sperren. Eine amerikanische Patrouille war darauf angesetzt worden.

Ein Abstecher, der so nicht geplant war, führte auf Wunsch eines Teilnehmers noch ein gutes Stück in Richtung Dauersberg weiter. Auf dem Weg dort hin waren noch deutlich die Spuren vom letzten Einsatz des Kampfmittelräumdienstes zu erkennen, der gleich links des Weges vor einiger Zeit zwei Bombenblindgänger geborgen und unschädlich gemacht hatte. Unseren Rückweg traten wir dann oberhalb des Eisweihers an und marschierten nach gut drei Stunden Wegstrecke zurück an den Ausgangspunkt bei der Grillhütte.

Der Frontbereich zwischen Betzdorf - Scheuerfeld und Alsdorf mit dem geplanten deutschem Brückenkopf, angefertigt nach Overlay der 1. US Infanteriedivision. Rot = deutsche Stellungen und Bewegungen. Blau = amerikanische Stellungen und Bewegungen.

Der Frontbereich zwischen Betzdorf – Scheuerfeld und Alsdorf mit dem geplanten deutschem Brückenkopf, angefertigt nach Overlay der 1. US Infanteriedivision. Rot = deutsche Stellungen und Bewegungen. Blau = amerikanische Stellungen und Bewegungen.

Ralf Anton Schäfer