Exkursion 6 – Eroberung von Alsdorf im März 1945

Am Samstag, den 17. Oktober 2015, war es wieder so weit. An diesem Tag wollten wir uns über die Vorgänge und Ereignisse unterhalten, als die amerikanische Infanterie ihren Vorstoß über Alsdorf nach Betzdorf und Kirchen in Richtung zur Sieg ausweitete. Nachdem die Amerikaner mit einer ersten Patrouille bei Alsdorf zum Stehen gebracht worden waren, stießen sie anschließend nach Alsdorf vor, erreichten die Heller, wonach es zu einigen Schießereien gekommen war. Bei diesen Kampfhandlungen mussten mehrere deutsche und amerikanische Soldaten ihre Leben lassen.

Da die ersten Hinweise auf diese Veranstaltung schon mehrere Wochen zuvor in den Ankündigungen der VHS und K-VHS enthalten waren, geriet diese Exkursion bei den Interessenten später ins Vergessen. Dadurch kamen schließlich bei der Volkshochschule in Betzdorf lediglich vier Anmeldungen zusammen. Kurz entschlossen wurde ein erneuter Aufruf in den Mitteilungsblättchen veröffentlicht und erneut auf die Exkursion hingewiesen, die uns durch das Imhäuser Tal in Richtung Kirchen – Herkersdorf führen sollte. Trotzdem blieben weitere Anmeldungen bei der Volkshochschule aus, es kam sogar noch schlimmer, denn von den vier Personen, die sich angemeldet hatten, sagten dann schließlich noch zwei Leute ab! Am Freitagmorgen standen wir beinahe davor, diese Veranstaltung im letzten Augenblick abzusagen – es wäre das erste Mal gewesen.

Mit dem Wissen, dass die Liste nun leider nur zwei Interessenten umfasste, dazu kamen zwei weitere Leute, die ich via Facebook erreichte, fuhr ich dann nach Alsdorf. Als ich dort eintraf, traute ich meinen Augen nicht! Es waren bereits vor meiner Ankunft schon acht Personen vor Ort und weitere sechs sollten in den nächsten Minuten eintreffen. Unter unseren vierzehn Interessenten waren auch wieder drei Zeitzeugen anwesend. Darunter befand sich auch ein älterer Herr aus Wallmenroth, mit dem ich erst einige Tage zuvor telefoniert hatte. Herr Josef Herrmann  berichtete mir davon, dass sein Vater als Angehöriger des hiesigen Volkssturmes im März 1945 bei Flammersfeld sein Leben verlor. Mit ihm sollte ich mich besonders intensiv unterhalten; ein Versprechen gibt es auch noch einzulösen: Er wird einen Ausflug auf den Spuren des Volkssturmes erhalten, das ist aber ein Thema für sich. Bei dieser Exkursion wollten wir uns schließlich über die Eroberung Alsdorfs und dem weiteren Vorstoß der amerikanischen Streitkräfte unterhalten.

Angriff auf Alsdorf

Nachdem der amerikanische Ausbruch aus dem Brückenkopf von Remagen vollendet war, begonnen die amerikanischen Infanteriedivisionen damit, ihre Vorstöße in Richtung zur Sieg auszuweiten und hierbei die Bereiche von deutschen Resteinheiten zu bereinigen. Die wenigen deutschen Brückenköpfe, die noch südlich der Sieg für die sich immer noch zurückflutenden Truppen offen gehalten wurden, konnten von den Amerikanern zerschlagen werden.

Die Eroberung Alsdorfs Ende März 1945.

Die Eroberung Alsdorfs Ende März 1945.

  1. Bereits während der Nachtstunden vom 29. zum 30. März 1945 richteten Soldaten der 8. US In­fanteriedivision in der Nähe der Alsdorfer Grillhütte einen Beobachtungsposten ein und meldeten an den Regimentsstab, dass seit etwa 2.45 Uhr immer wieder Motorengeräusche im Ortskern zu hören waren. Am frühen Morgen wurde gegen 4.30 Uhr eine heftige Detonation gemeldet, deren Ursache jedoch unklar blieb (Anmerkung: Sprengung der Hellerbrücke).
  2. Da man im Ortskern noch deutsche Truppenansammlungen vermutete, sollte ein verstärkter Zug der Baker-Kompanie des 28. US Infanterieregiments etwa um 3.30 Uhr aus Richtung Daaden über den Bahnhof zum Angriff antreten, um die im Ort vermutete Verteidigung aufzurollen. Hierbei kam es zu einem rund 30-minütigen Gefecht um den Bereich des Bahnhofgeländes, in dessen Verlauf ein Jeep durch Panzerfaust abgeschossen wurde und jeweils zwei amerikanische Soldaten getötet bzw. verwundet wurden. Auf deutscher Seite war die 59. Infanteriedivision dabei, einen Brückenkopf zu errichten; der Bahnhof war Teil eines Stützpunktes der gerade befestigt wurde. Noch während die Amerikaner sich dem Bahnhof näherten, wurden deutsche Verstärkungen herange­bracht. Der Bereich des Bahnhofes wurde darauf mit Artilleriefeuer belegt, die deutschen Soldaten zogen sich dann zurück.
  3. Nachdem der Vorstoß am Bahnhof liegengeblieben war, wurden die verbliebenen Züge der Kompanie zum Angriff befohlen. Sie gingen etwa ab 5.00 Uhr entlang des Steinebachs in Alsdorf vor und überraschten etwa um 6.25 Uhr südlich der gesprengten Hellerbrücke einen MG-Posten, der in Gefangenschaft geriet. Dies war die erste Feindberührung, durch das kurz aufflammende Feuer wurde letzte deutsche Soldaten alarmiert, dennoch kam es zu keinen größeren Kampfhandlungen, da die Masse der deutschen Truppen bereits abgezogen war. Als die gesamte Kompanie an der Heller stand, wurden Vorstöße über die gesprengte Brücke vorgenommen, die für Infanterie passierbar war. Im Bereich des heutigen Betonlagers an der Hauptstraße versuchte ein deutscher Leutnant noch letzten Widerstand zu organisieren, dazu hatte er einen jungen MG-Schützen oberhalb des Steinbruches in Stellung gehen lassen und weitere deutsche Soldaten hatten sich in einigen Häusern verschanzt. Dazu kamen mehrere Soldaten, die sich auf dem Burg-Berg eingegraben hatten. Nach kurzen Gefechten, die sich besonders im Bereich der Hauptstraße ereigneten, stellten die letzten deutschen Soldaten das Feuer ein. Auf deutscher Seite starben sechs Mann, darunter ein Feldwebel in der Hauptstraße und der MG-Schütze oberhalb des Steinbruches.
  4. Noch während in Alsdorf vereinzelte Schüsse fielen, wurde der Vorstoß auf Betzdorf ausgeweitet. Über Hofacker stieß man in Richtung Kettlerstraße, wo es jenseits der Kapelle zu Kampfhandlungen mit deutschen Soldaten kam. Die Angriffe wurden in Richtung Eisenbahnstraße ausgeweitet.
  5. Erst durch einen Feuerschlag der amerikanischen Artillerie auf den Burg-Berg wurde der deutsche Widerstand in Alsdorf zum Schweigen gebracht. Im Anschluss konnte der dritte Zug der Baker-Kompanie bis zum Abzweig nach Herkersdorf-Kirchen vorgehen, wo eine Straßensperre eingerichtet wurde.
  6. Der Bahnhof sollte als Stützpunkt für den befohlenen Brückenkopf dienen. Teile des Grenadierregiments 1034 hatten Befehl, den Brückenkopf offen zu halten, damit zurückflutende Soldaten noch Anschluss zur Truppe finden könnten. Da man jedoch bereits bei der Einrichtung auf amerikanische Soldaten stieß, wurde das Vorhaben aufgegeben und die restlichen Truppen nach Betzdorf abgezogen.

  7. Der deutsche Widerstand in Alsdorf wurde nur von etwa 25 Mann geleistet, es waren in der Masse Soldaten, die seit einiger Zeit versprengt waren und durch einen Leutnant in den Kampf befohlen wurden.

  8. Erst nachdem die Amerikaner in Betzdorf die Sieg erreichten, kam es zu ernsthaften Gefechten um die deutschen Stellungen jenseits des Flusses.
Zahlreiches Erscheinen am Treffpunkt im Imhäuser Tal bei Alsdorf. Die Leute kommen nicht einfach nur aus Betzdorf und Umgebung, sondern zieht es sie sogar (wiederholt) aus dem Westerwald her. Vielen Dank an den Stammgast! :-)

Zahlreiches Erscheinen am Treffpunkt im Imhäuser Tal bei Alsdorf. Die Leute kommen nicht einfach nur aus Betzdorf und Umgebung, sondern zieht es sie sogar (wiederholt) aus dem Westerwald her. Vielen Dank an den Stammgast! 🙂

Ralf Anton Schäfer

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