Exkursion 3 – Letztes Aufbäumen der 9. Panzerdivision bei Altenkirchen

Unsere dritte Exkursion sollte sich neben der Eroberung der Kreisstadt Altenkirchen damit befassen, wie die Führung der sich zurückziehenden Truppen noch versucht hatte, nördlich von Altenkirchen eine Sicherungslinie von Mammelzen über Sörth bis nach Giesenhausen einzurichten. Die Amerikaner verloren an diesem Tag zwei Sherman-Panzer, mindestens zwei weitere wurden beschädigt, auf deutscher Seite wurden in Tiger-, ein Panther und eine 2-cm-Flak zerstört, an der B414 in Richtung Hachenburg wurde zudem ein schwerer Jagdpanzer ausgeschaltet. Die Exkursion am 26. September 2015 sollte die Teilnehmer auf die Spuren dieser Ereignisse des 2. März 1945 führen.

Das Interesse an dieser Runde war groß. Insgesamt kamen am Friedhof 21 Teilnehmer zusammen. Ein Teilnehmer war extra aus Hohrhausen angereist. Er war mit 83 Jahren auch der älteste Teilnehmer der Exkursion. Sein Interesse war es, zu erfahren, wie sich die Kämpfe der 3. US-Panzerdivision hier bei uns im Westerwald zugetragen haben, denn Rudi Brauer hatte die Befreiung Weimars durch die 3. US-Panzerdivision erlebt und diese Ereignisse hatten ihn und sein ganzes späteres Leben geprägt. Dann war da noch eine ältere Dame, die sich sehr dafür interessierte, was sich 1945 in Sörth zugetragen hatte. Die Aussage der älteren Erlebnisgeneration: „Man muss daran erinnern, gerade weil kaum bekannt ist, was sich zum Kriegsende ereignete!“ Rudi Brauer sagte zu mir, als er sich am Ende der Runde verabschiedete: „Sie leisten eine sehr wichtige Arbeit und tragen dadurch dazu bei, dass sich so etwas nicht mehr wiederholen wird!“ Und für die, die mit offenen Augen durch die Wälder gingen, gab es auch noch was zu entdecken und mitzunehmen: Drei wunderbare und recht große Steinpilze! 😉

Die Einnahme Altenkirchens

  1. Gegen Mittag des 26. März 1945 marschierten etwa um 13.30 Uhr erste Infanteristen des I. Bataillons vom 415. Infanterieregiment der 104. US Infanteriedivision über Leuzbach nach Altenkirchen ein, sie erhielten zu diesem Zeitpunkt nur Feuer von Granatwerfern und Infanteriewaffen aus nördlicher Richtung. Mit Erreichen der Kreisstadt schlief der deutsche Widerstand ein, nur noch hier und dort fielen obligatorische Schüsse, damit auch die letzten deutschen Soldaten dem Führerbefehl gefolgt waren und „Widerstand bis zum Letzten“ geleistet hatten.
  2. Nachdem die Hälfte der Ortschaft besetzt worden war, erwartete man die Infanteristen des II. Bataillons, welche aus Richtung Fluterschen nach Almersbach gegen leichten Widerstand vorgingen. Sie mussten erst den angrenzenden Wald südlich der Wied von deutschen Soldaten bereinigen, die sich dort noch in größerer Zahl aufhielten und immer wieder auf die amerikanischen Soldaten in Altenkirchen feuerten. Zu größeren Kampfhandlungen kam es hierbei jedoch nicht mehr. Der Waldrand war gegen 14.30 Uhr gesichert und die weitere Besetzung Altenkirchens konnte vorangetrieben werden. Etwa zur gleichen Zeit ereignete sich das Gefecht um Oberwambach, wo die Amerikaner einen Sherman-Panzer verloren und eine 8,8cm-Flak ausschalteten. Dieser Kampf steht mit der Einnahme von Altenkirchen in keinem Zusammenhang, sondern war dies die südlich vorgehende Kampfgruppe der 3. US.-PD.
  3. Noch während die Amerikaner gegen 15 Uhr dabei waren, die restlichen Ortsteile zu sichern, schickten Geschütze der 277. Heeres-Flak-Abteilung vom Bereich oberhalb Kumphof einen letzten „Abschiedsgruß“ den aus Richtung Weyerbusch vorstoßenden Kräften (36. Armored Infantry Bataillon) der 3. US Panzerdivision entgegen, dies waren vermutlich die letzten Schüsse, die gefallen sind, bis Altenkirchen komplett besetzt war.
  4. Unter den Augen amerikanischer Soldaten rückten am späten Nachmittag noch letzte deutsche Panzer und Infanterie hastig in nordöstliche Richtung ab, es waren die Reste der 9. Panzerdivision, die auf dem Rückzug selbst erst kurz vor den Amerikanern in Altenkirchen eingetroffen waren. Wahrscheinlich waren dieses auch die Verteidiger, die General Bayerlein mobilisieren konnte und in der umkämpften Linie in Stellung brachte.
Der Einmarsch in Altenkirchen am 26. März 1945 - Karte National Archives, Washington, USA

Der Einmarsch in Altenkirchen am 26. März 1945 – Karte National Archives, Washington, USA

Letzter Widerstand der 9. Panzerdivision

Generalleutnant Fritz Bayerlein, der sich am Morgen des 26. März 1945 auf dem Gefechtsstand der Panzer-Lehr-Division in Hilgenroth befand, erhielt von Generalfeldmarschall Model den Befehl, alle erdenklichen Maßnahmen einzuleiten, um eine Sicherungslinie zu errichten, die den Vorstoß nach Norden zur Sieg hin abriegeln würde, damit sich die Masse der Einheiten hinter den Fluss zurückziehen könnte. Dazu wurde Bayerlein die Reste der 9. Panzerdivision zugesagt. Da jedoch die Masse der Division bereits zerschlagen worden war und sich der Rest auf der Flucht befand, standen Bayerlein hierzu kaum Kräfte zur Verfügung. Trotzdem war er dazu in der Lage, mehrere sich zurückziehende Panzer zu mobilisieren. Er ließ bei Giesenhausen einen Tigerpanzer in Stellung gehen und die Linie Südrand Mammelzen bis östlich Sörth durch einen Panther bei Mammelzen, einen Panzer IV und ein Sturmgeschütz zwischen Mammelzen und Sörth sichern. Hinzu kam ein Jagdpanzer , der aus Michelbach kam und sich über Ingelbach in Richtung Hachenburg zurückzog. Am Waldrand oberhalb Reuffelbach befand sich eine 8,8cm Flak der 277. H.Flak.Abt., die nach Verschuss der letzten Granaten gesprengt wurde. Ein weiteres, unbekanntes Geschütz, war in der Nähe von Giesenhausen in Stellung, weitere Flak lag im Bereich zwischen Giesenhausen und Bahnhof Ingelbach. Nur entlang des südlichen Ortsrands von Mammelzen befanden sich schwache Infanterieeinheiten, Wehrmachtssoldaten und Volkssturm.

Am späten Nachmittag nahm die 3. US Panzerdivision ihren Angriff wieder auf. Mit dem Vorstoß in Richtung Hachenburg erhielten sie heftiges Feuer in der linken Flanke. Um dieser Gefahr zu begegnen, wurden Panzervorstöße aus Altenkirchen in Richtung Mammelzen und Sörth vorgeschoben, worauf sie zwei Sherman-Panzer verloren. Um sich hier nicht weiter zu verzetteln und Verluste zu vermeiden, musste der deutsche Widerstand durch konzentrierte Luftangriffe ausgeschaltet werden. Im Verlauf der rund zweistündigen Gefechte wurde der Tigerpanzer, der von Giesenhausen aus in Richtung Mammelzen verlegte, um dort Unterstützungsfeuer zu leisten, oberhalb Sörth ausgeschaltet. Der Panther war zusammen mit einer 2cm Flak am Weg nach Hüttenhofen zerstört worden, nur der Panzer IV und das Sturmgeschütz konnten sich noch restzeitig absetzen. 1947 mussten zwei der um Sörth zurückgebliebenen Panzer gesprengt werden, hierbei kam es noch einmal zu Ortsschäden, zudem wurde das Stromnetz in Mitleidenschaft gezogen.

Skizze von General Bayerlein zu den Kämpfen des LIII. Armeekorps Ende März 1945. Farbig dargestellt sind die eingefügten Ergänzungen.

Skizze von General Bayerlein zu den Kämpfen des LIII. Armeekorps Ende März 1945. Farbig dargestellt sind die eingefügten Ergänzungen.

Eine der noch sichtbaren Schützenmulden. Vor rund 20 Jahren waren noch sehr viel mehr der ehemaligen Verteidigungsstellungen in den Wäldern sichtbar, doch die Natur holt sich langsam zurück, was ihr gehört.

Eine der noch sichtbaren Schützenmulden. Vor rund 20 Jahren waren noch sehr viel mehr der ehemaligen Verteidigungsstellungen in den Wäldern sichtbar, doch die Natur holt sich langsam zurück, was ihr gehört.

Nach gut 80 % der doch recht anstrengenden Wegstrecke haben sich einige von der Gruppe verabschiedet und sind den Rückweg nach Sörth angetreten. Wir restlichen sollten noch an den Ort marschieren, wo der Panther abgeschossen wurde. Am Waldrand hinter uns wurde vor über 70 Jahren der Tiger-Panzer ausgeschaltet.

Nach gut 80 % der zum Teil doch recht anstrengenden Wegstrecke haben sich einige von der Gruppe verabschiedet und sind den Rückweg nach Sörth angetreten. Wir restlichen sollten noch an den Ort marschieren, wo der Panther abgeschossen wurde. Am Waldrand hinter uns wurde vor über 70 Jahren der Tiger-Panzer ausgeschaltet.

Ralf Anton Schäfer

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