Mit dem AR 179 in Frankreich

Kriegsweg des Johann-Josef Stentenbach aus Wissen

 

Johann-Josef Stentenbach als Rekrut in Niederlahnstein

Johann-Josef Stentenbach als Rekrut in Niederlahnstein

 

Frankreichfeldzug – Mit dem Artillerieregiment 179 durch Frankreich

Der 1914 in Wissen/Sieg geborene Johann Josef Stentenbach war als Funker von Kriegsbeginn an dabei. Er gehörte der Nachrichtenstaffel des Artillerieregimentes 179 an und war der 79. Infanteriedivision unterstellt. Die 79. ID war am 26. August 1939 im Wehrkreis XII aufgestellt worden. Zu den Aufgaben einer Nachrichtenstaffel gehörte es, stets die Verbindung mit der in der Front eingesetzten Einheit aufrecht zu erhalten und jederzeit Meldungen zur Lage unmittelbar an vorgesetzte Einheiten durchzugeben.

Abnahme des Fahneneides

Vor der feierlichen Abnahme des Fahneneides schreitet der Spieß noch einmal die Reihen ab. Ganz links im Bild: Josef Stentenbach.

Häufig waren die Funker und Nachrichtenleute gemeinsam mit den vorgeschobenen Beobachtern weit vor der eigentlichen Frontlinie eingesetzt, beobachteten und studierten die Feindlage. Hiervon hingen oft Erfolg oder Misserfolg von Kampfaufträgen und Operationen ab. Johann Stentenbachs Nachrichtenstaffel gehört der III. Abteilung des Artillerieregimentes 179 an und war in Niederlahnstein stationiert, wo er auch die Ausbildung zum Funker erhielt. Mit Kriegsbeginn wurde die Division der 1. Armee unterstellt und in den Raum zwischen Merzig und St. Ingbert verlegt, wo bis Beginn des Westfeldzuges die Verbandsausbildung vorangetrieben wurde.

Vor dem Frankreichfeldzug in Niederlahnstein

Vor dem Frankreichfeldzug in Niederlahnstein

Mit dem 10. Mai 1940 und dem Angriff auf Frankreich begann auch für die Soldaten der 79. Infanteriedivision der Kriegsalltag. Während zunächst die Front daraus bestand, bereits erkannte französische Festungswerke mit Artillerie zu beschießen, wurden nach kurzer Zeit immer häufiger Patrouillen ausgeschickt, um zwischen den Festungsbauten nach Schwachpunkten zu suchen.

Am 12. Juni 1940 wurde der Angriff gegen die Bunkerlinie befohlen, worauf der Ansturm gegen die Maginot-Linie im Bereich von Saarbrücken begann. Nachdem die Bunkerlinie nach verlustreichen Kämpfen zwischen Merlebach und Puttelange durchbrochen war, erhielt die Division den Befehl, über Morhange in Richtung nach Nancy durchzustoßen. Am 15. Juni wurde nach schweren Angriffen die Linie Chateau-Salins erreicht und es wurde deutlich, dass feindliche Verstärkungen herangekommen waren, diese sich aber unter dem schweren deutschem Druck nach Süden zurückzogen.

Gegenüber der Maginot-Linie werden durch das Artillerieregiment 179 Schützengräben angelegt.

Gegenüber der Maginot-Linie legt das Artillerieregiment 179 Schützengräben an.

In der Nacht vom 15. zum 16. Juni drang die deutsche Infanterie über die Seile-Brücke und konnte einen kleinen Brückenkopf gleich vor dem Dorf Moyenvic bilden. Damit war der erste Brückenkopf auf dem Ufer jenseits der Seile gebildet. Sofort nachgezogene Einheiten drangen bis zum Ortsrand vor, wo es bis zum 17. Juni noch zu besonders schweren Gefechten kommen sollte, da sich dort ein Bataillon des französischen Infanterieregimentes 348 eingegraben hatte und verbissenen Widerstand leistete. Da die ersten Angriffswellen in dem schweren Abwehrfeuer der Franzosen liegen blieben, zog sich die deutsche Infanterie bis an die Seile-Brücke zurück, wo sie ihren Brückenkopf festigten. Obwohl Moyenvic nun mit mehr als 500 Artilleriegranaten belegt wurde und zusätzlich von der Luftwaffe mit mehreren Brandbomben angegriffen worden war, blieben die Angreifer vor dem Ortsrand im französischen Abwehrfeuer liegen und mussten sich erneut bis auf die Ausgangsstellungen zurückziehen. Erst nachdem der Ort am Mittag des 17. Juni an mehreren Stellen in Brand geraten war und die Kirche, deren Glockenturm den Franzosen freie Sicht in die Stellungen der Angreifer bot, zerstört worden war, konnten die Soldaten der 79. Infanteriedivision in den Ort eindringen, die Kämpfe dauerten noch bis etwa 17.00 Uhr an, bis letzter Widerstand niedergekämpft worden war.

Links: Auf dem Vormarsch vorbei an den Hinterlassenschaften der zerschlagenen Französischen Armee. Rechts: Stets überwacht durch den Verbindungsmann zur Artillerie, um gegebenenfalls plötzlich auftretende Feindkräfter im Artilleriefeuer niederzukämpfen.

Links: Auf dem Vormarsch vorbei an den Hinterlassenschaften der zerschlagenen Französischen Armee. Rechts: Stets überwacht durch den Verbindungsmann zur Artillerie, um plötzlich auftretende Feindkräfte im Artilleriefeuer niederzukämpfen.

Nach Fortführung des Angriffes aus dem Raum um Chateau-Salins, Moyenvic und Ley versteifte sich der französische Widerstand abermals und musste im zusammengefassten Feuer des Artillerieregimentes mit Wirkungsfeuer auf Henamenil-Valhey niedergekämpft werden, wo sich die eigene Infanterie festgerannt hatte. Trotz heftiger Gegenwehr und wiederholt vorgetragenen Gegenangriffe konnte die 79. ID den Rhein-Marne-Kanal überschreiten, worauf sich die französische Armee kämpfend bis hinter die Meurthe zurückzog. Die Soldaten der 79. ID hatten erneut den ersten Brückenkopf im Abschnitt ihrer Armee erstellt. Seit dem 21. Juni wurden die französischen Verbände, die sich noch immer an der Maginot-Linie festklammerten, von allen Seiten umzingelt. Nur hier und da kam es noch zu ernstzunehmenden Kampfhandlungen. Die Zahl der eingebrachten Gefangenen stieg innerhalb zweier Tage von rund 80.000 auf mehr als 100.000 Soldaten aus dem Bereich der Maginot-Linie an; damit war ein ganzes Französische Heer in Gefangenschaft geraten. Vielerorts wurden Verhandlungen zur Übergabe der Forts und Festungen geführt, nur einige Kommandeure weigerten sich, ihren Stützpunkt ohne Regierungsbefehl an die Wehrmacht zu übergeben.

Die 10,5cm Feldhaubitze war das Standardgeschütz der Divisionsartillerie im Zweiten Weltkrieg. Bildquelle: Bundesarchiv Bild 101I-031-2415-16,

Die 10,5cm Feldhaubitze war das Standardgeschütz der Divisionsartillerie im Zweiten Weltkrieg.
Bildquelle: Bundesarchiv Bild 101I-031-2415-16,

Mit Beendigung dieser letzten Plänkeleien um die Maginot-Linie konnte die Division über Lunevil in südliche Richtung nach Bayone und Charmes vorstoßen, wo sie die Mosel überschritt. Etwa zur gleichen Zeit, als die Division nach Norden schwenkte, um zum Angriff gegen Nancy anzusetzen, kapitulierte Frankreich. Daraufhin marschierten die Soldaten erst nach Nancy und anschließend in den Raum Epinal. Mit Beendigung des Westfeldzuges wurde die 79. ID zur Besatzungstruppe und verlegte etwa am 5. August 1940 in den Raum Langres, wo sie eine Polizeidivision ablöste. Im Dezember war der Divisionsstab in Chamont, die Stäbe der Infanterieregimenter befanden sich in Luzy sur Marne und der des Artillerieregimentes 179 war in Verbiesles untergebracht. In dieser Gegend blieb die Division bis Februar 1941, um anschließend auf den Truppenübungsplatz Le Valdahin bei Besancon zu verlegen, wo Vorbereitungen getroffen wurden, um am Balkanfeldzug teilzunehmen. Da sich durch die schnelle Lageentwicklung die Teilnahme am Balkanfeldzug erübrigte, wurde die Division Mitte April 1941 erst auf die Heimatstandorte zurückbeordert, dann am 16. April jedoch nach Klagenfurt-Bleiburg-Wolfsberg zur Versammlung befohlen.

Der Frankreichfeldzug ist beendet, die Soldaten der 79. Infanteriedivision feiern in Verbiesles ihr Weihnachtsfest.

Der Frankreichfeldzug ist beendet, die Soldaten der 79. Infanteriedivision feiern in Verbiesles ihr Weihnachtsfest. 2. v.L.: Josef Stentenbach, mittlerweile zum Gefreiten befördert.

 

Quellen: Kriegstagebücher der 1. Armee, Auszug XXX. Armeekorps während des Frankreichfeldzuges

Die geheimen Tagesberichte der deutschen Wehrmachtsführung

Niederschriften Generalfeldmarschall Wilhelm Ritter von Leeb in Kriegstagebuch der Heeresgruppe C

Alle Bilder auser Bundesarchiv-Bild Alexandra Symalla

 

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Ralf Anton Schäfer